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Samstag, 2. August 2014

Titicaca

Copacabana empfängt uns sonnenverwöhnte Ganzjahrestouristen erst einmal mit einer ordentlichen Ladung Schneeregen. Miesepetrig steigen wir aus dem Bus aus und checken im erstbesten Hostel ein, das uns 24 Stunden heißes Wasser verspricht.
Abends ist es so kalt, dass wir das Zimmer mit Kerzen aufwärmenn und mit Mützen schlafen.

Copacabana befindet sich auf der bolivianischen Seite des Titicacasees und soll für uns der letzte Stop in Bolivien sein.

Der Lago Titicaca selbst liegt auf 3820 m Höhe, ist 230 km lang und 97 km breit. Wie immer in diesen Höhen hole ich mir eine schöne Erkältung und jeder Atemzug fällt einem schwer, so als hätte man gerade einen Marathon hinter sich gebracht. Nur Flora scheint es nicht zu stören. Erstmals während unseres Aufenthaltes in Südamerika kann sie auch die in Neuseeland erworbenen Winterstiefelchen benutzen. Wir decken uns hier mit allerlei warmen Sachen und Andenken ein, die wir aufgrund Platzmangels nach Hause schicken wollen. Wir besteigen den Aussichtspunkt "Cerro Calvario" (3966m), der uns einen wunderbaren Blick über den See beschert. Hier gibt es Miniaturhäuser, gefälschte Geldbündel und Miniaturautos zu kaufen. Je nach dem, was man sich wünscht, wird gekauft und zu Hause aufgestellt, auf dass es in Erfüllung gehe.


Auf Bergmitte gibt es kleine Steinnischen, in denen ein ansässiger Hexer gegen Entgelt ein voller Kräuter und Alkohol duftendes Feuerchen entzündet, um Wünsche zu erfüllen. Das Ganze mündet in der Zündung einiger Blitzknaller. Interessanterweise steht gleich dahinter eine große Jesusstatue. Außerdem leihen wir uns auf Floras Wunsch hin einen Tretschwan aus, mit dem wir über den See tuckern. Ansonsten finden wir es hier nicht besonders schön - alles furchtbar touristisch. Es ist nach Sonnenuntergang so kalt, dass wir versuchen, unser Zimmer mit Kerzen zu erwärmen.

Wir treffen die Mädels von der Dschungeltour wieder.


Nach einer kurzen Verweildauer besteigen wir den Bus, der uns nach Peru bringen soll. Die Grenze ist nur fünfzehn Minuten von Copacabana entfernt. An der bolivianischen Ausreise sind wir noch einmal kurz aufgeregt, weil wir ja nicht sicher sind, ob unsere Pässe und die verlängerte Aufenthaltsdauer wirklich in Ordnung sind. Der dienstbeflissene Beamte stellt fest, dass wir eine Strafe bezahlen mussten und lässt uns dann ausreisen. Die Einreise nach Peru klappt problemlos und hier bekommen wir gleich neunzig Tage Aufentshaltsberechtigung. Wir fahren bis nach Puno, das peruanische Copacabana. Da wir uns darauf verlassen, dass es ja mitllerweile überall ATMs gibt, tauschen wir an der Grenze kein Geld und müssen dann ca. 2 km vollbepackt und mit einer nörgelnden Flora zu Fuß ein Hostel suchen, da natürlich am Busterminal der Geldautomat nicht funktioniert. Wie konnten wir nur vergessen, dass wir in Südamerika sind...
Es gefällt uns sehr gut hier. In den Läden gibt es plötzlich Preisschilder und man muss nicht ständig das Gefühl haben, dass sich die Verkäuferin erst einen touristengerechten Preis ausdenkt.
Nachts allerdings fällt das Thermometer auf unter null und wir mieten uns eine Heizung für unser Zimmer. Ich kann in der ersten Nacht nämlich trotz Flora-Wärme kein Auge zumachen, so kalt ist es.
Wir buchen von hier aus zwei Touren. Die erste führt uns zu den Islas Flotantes. Diese winzigen Inseln wurden von Menschenhand geschaffen und beherbergen zwischen vier und acht Familien.

Sinn der Sache war einst die gute Fluchtmöglichkeit bei Inkaangriffen. Da hat man einfach sein zuhause vom Uferrand abgeschubst und sich auf den großen See treiben lassen. "Gebaut" werden sie, indem die Wurzeln des auf dem Titicacasee wachsenden Schilfs in Blöcken "ausgeschnitten" werden. In jeden dieser Blöcke wird dann ein kleiner Pfahl gerammt, an dem eine feste Schnur befestigt ist. Mittels dieser Schnüre werden die Blöcke miteinander verzurrt. Darauf wird das abgeschlagene Schilf ca. 2m hoch aufgeschichtet.


Danach werden dann - ebenfalls aus Schilf - die Behausungen der Familien errichtet. Die Inseln werden außerdem mit einer Art Anker im Seeboden befestigt, damit die peruanischen Staatsbürger nicht plötzlich unerlaubt auf der bolivianischen Seite des Titicacasees einreisen. Die Familien leben autark und angeblich nur vom Fischfang und vom Verkauf von Artesanias an Touristen.


Als Zähneputzersatz kaut man auf dem Teil des Schilfs herum, der sich in der Erde befindet. Schaut mal, wie es Flora schmeckt.

Es wirkt alles sehr idyllisch und beschaulich hier. Die ganze Insel schaukelt sanft in der warmen Sonne. Jedoch wird ganz schön auf die Tränendrüse gedrückt, um die Touristen zum Kauf von Teppichen oder ähnlichem zu bewegen. Allerdings wird beim Betreten der Insel ein Eintrittspreis erhoben, sodass wir uns nicht schlecht fühlen, weil wir nix kaufen. Auf der Rückfahrt rammt unser aufmerksamer Bootsmann ein anderes Touristenboot. Zum Glück passiert nix und Sascha hält Flora sicher auf dem "Aussichtsdeck" im Arm. Ich hole mir neben meiner Erkältung noch einen wunderbaren Sonnenbrand.


Am Nachmittag machen wir einen weiteren Ausflug, diesmal nach Sillustani. Die Gegend ist nachweislich seit 800 vor Christi durch die Pukara bewohnt. Deren Grabstätten liegen hoch über dem Titicacasee, also mit wunderbarer Aussicht.


Die Pukaras haben riesige Hinkelsteine ringförmig in die Erde gegraben. Mittig wurde dann in Embryonalstellung die Leiche gesteckt, Stein drüber und fertig. Für Kinder gibt es kleinere Ringe.

 Gleich neben den Pukaragräbern findet man die der Tianuacu, die ab 200 nach Christi hier gelebt haben. In großen steinernen Ringen mit vielleicht 15 m Durchmesser wurden 12 Leichen reihum an die Wand gelegt. Die Mitte wurde für Mitgaben wie Essen, Waffen, Arbeitsgeräte und Schmuck genutzt.

1450 kamen dann die Inkas. Deren Gräber wurden in Form von Türmen, genannt "Chullpas" errichtet und sind bis zu 12 m hoch und 6 m breit. Darin befinden sich die mumifizierten Leichen von höhergestellten Persönlichkeiten. Wir sind schwer beeindruckt von diesen perfekt errichteten Bauwerken. Während der Guide mittels Zeichnungen in den Sand die Struktur und Bedeutung erklärt, stellt sich Flora hinter ihn und beginnt, ihre Schreibfähigkeiten ebenfalls im Sand zu erweitern. Von dieser kleinen Halbinsel hat man nebenbei auch noch einen atemberaubenden Blick auf den Titicacasee.


Die Inkas glauben an die Wiedergeburt. Als Zeichen der Reinkarnation dient die Echse. Schneidet man deren Schwanz ab, wächst er nämlich wieder nach. An den Chullpas findet man daher Echsen. Die Chullpas bestehen aus grossen Steinen (bis zu 2 x 2 x ? m) die so perfekt aneinandergeschliffen sind, dass man keinen Mörtel dazwischen braucht. Die Steine sind nicht unbedingt viereckig, sondern haben bis zu zwölf Ecken. Erstaunlich ist, dass die Inkas das Rad nicht kannten. Es ist ungeklärt, wie man die Brocken bewegen konnte. Fakt ist, dass man im Steinbruch immer ein paar riesige Nippel hat überstehen lassen, um den Stein besser transportieren zu können.

Unterwegs haben wir noch einen traditionellen Bauernhof besucht. Man isst zu Kartoffeln geschlemmten Ton, der interessanterweise gar nicht schlecht schmeckt. Leicht salzig das Zeug. Geschlemmter Ton soll gut gegen Gastritis sein.


Endlich können wir wieder etwas runter vom kalten Puno (3800m) nach Cusco (3400m).


PS: Nicht unerwähnt bleiben soll unsere bisher schmuddeligste Toilette. Die nämlich hatte einen Gang, der wie üblich an den Boxen vorbeiführt. Die Boxen hier hatten jedoch keine Tür, so dass man an Notdurft verrichtenden Mitmenschen vorbeidefilieren musste, um sich eine leere Box zu suchen, deren Hauptattraktion einzig ein Loch in der Mitte war - dicht gefolgt von einem Berg benutzen Toilettenapieres in der Ecke.


2 Kommentare:

  1. Huhu ihr 3e
    Sascha was hast denn du für eine Mähne??:-P:P
    Wir hoffen es geht euch gut & senden verregnete Grüße aus dem SaLimba :D

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  2. Na ich probier mal was Neues :-)

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