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Samstag, 16. August 2014

Wie komme ich nach Machu Picchu?

Nach langem Hin und Her und einiger Überredungskunst von Simeon und Marcus entscheiden wir uns, Machu Picchu auch einen Besuch abzustatten. Im Land der Touren für alles kann man natürlich auch ein "Paket" in die sagenumwobene Stadt buchen. Da dies allerdings meist Geldschneiderei und niemals individuell ist, wollen wir das Ganze wie echte Backpacker auf eigene Faust machen. Also kauft Sascha nur Bustickets für Hin- und Rückfahrt Cusco - Wasserwerk. Das ist die letztmögliche Ortschaft, die man auf dem Straßenweg erreichen kann. Danach ist man auf eine gute Kondition - 2 bis 3 Stunden Fußmarsch nach Aquas Calientes - oder auf ein prall mit Dollar gefülltes Geldbeutelchen angewiesen - Zugfahrt -.
Als Sascha jedoch am gleichen Tag beim Ticketverkauf nochmals nachfragt, ob auch vor Ort mit dem Kauf der Eintrittskarten alles klar geht, stellt sich heraus, dass es wohl für Selbstorganisatoren wie uns mehrere Tage lang keine Karten gebe. Schließlich haben die Peruaner auch gerade Ferien. Schweren Herzens entschließen wir uns, eine Tour zu buchen. Für Agenturen gibt es nämlich Eintrittskartenkontingente.  Also bringt uns am nächsten Tag der Minibus zum Wasserwerk. Die Fahrt gestaltet sich als interessant, da man schöne heiße Andendörfer mit Aussicht auf die fernen Gletscher durchfährt.


 Den Fußmarsch erledigt Flora hoch oben auf Saschas Schultern. Wir kommen an traumhaftschöner Dschungellandschaft entlang und sind froh, zu geizig für die Zugfahrt gewesen zu sein. Flora lutscht an Kaffeebohnen, die am Wegesrand wachsen während Sascha schwitzt. Wir sind aber nicht die einzigen Sparfüchse. Ganz im Gegenteil. Man hat das Gefühl, dass fast alle zu Fuß unterwegs sind.

 In Aquas Calientes angekommen, flitzen wir sofort in die Ticketzentrale und erfahren, dass es natürlich noch genug Tickets gibt. Wir beobachten die anderen Gruppen und sehen, dass die Guides den Personen in ihren Gruppen jeweils das Geld (aus dem vorher bezahlten Paketpreis) auszahlen, damit sich jeder seine Karte selbst kaufen kann. Das versteht man hier also unter Dienstleistung. Wir machen es also auch so und fordern dann auch unser Geld vom Guide ein. An dieser Stelle will ich euch die Einzelheiten der Tour ersparen. Fakt ist, dass wir froh sind, uns in Spanisch verständigen zu können und dass wir nächstes Mal wieder alles selbst organisieren werden. Das sorgt für mehr Zufriedenheit zum kleineren Preis.
Dennoch sorgt der Anblick von Machu Picchu am nächsten Tag in der Morgendämmerung schon ein bisschen für Gänsehaut.

Es ist unglaublich, was hier von Menschenhand geschaffen wurde. Wen es interessiert, der sollte sich dringend Dokumentationen dazu anschauen. Die alte verlassene Stadt liegt hoch oben auf einem Bergrücken im Dschungel. Die Lage ist ebenso spektakulär wie ungeeignet, um eine Stadt zu bauen. Schwierigkeiten ergaben sich durch die starke Hanglage in beide Richtungen sowie die häufig heftigen Regenfälle. Vor Blicken verborgen liegen im Boden die Hauptarbeiten, sprich ein umfangreiches Kanalsystem in Form einer allumfassenden Sickergrube, die so geschickt gebaut wurde, dass sie nach hunderten von Jahren noch funktioniert. Rings um die Stadt findet man die inkatypischen Terassen, auf denen Mais und Kartoffeln angebaut wurden. Eine Quelle liefert Wasser für 1000 Einwohner. Die Spekulationen über den Sinn dieser Stätte reichen von einem Zufluchtsort der Inkas vor den heranrückenden Spaniern über eine heilige Stätte bis hin zum Feriendomizil des Königs. Von Cusco aus kann man immer noch den von den Inkas benutzten Inka-Trail beschreiten, um hierher zu gelangen. Das Wegesystem ist gepflastert. Dafür braucht man zwischen vier und fünf Tage.

Momentan geht man davon aus, dass man wohl ungefähr fünfzig Jahre benötigt hat, um diesen Ort mitten in den Bergen zu errichten. Zur Info: Die Inkas haben insgesamt nur ca. 100 Jahre geherrscht. Die Stadt wurde jedoch - warum auch immer - nie von den Spaniern entdeckt und konnte damit auch nicht entweiht und zerstört werden. 1911 wurde sie von dem amerikanischen Forscher Hiram Bingham entdeckt. Und seitdem sind ständig Forscher damit beschäftigt, Machu Picchu seine Geheiminisse zu entlocken. Machu Picchu ist übrigens der Name des Berges, auf dessen Rücken die Stadt in 2360 Metern Höhe errichtet wurde.
Sie umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Die meisten Terrassen sind mit ihren in die Mauern eingebauten kleinen Wasserablauföffnungen und etwa 3000 Stufen ebenso bis heute erhalten wie die Kanalverbindung von der außerhalb der Stadtanlage befindlichen Wasserquelle zu den kaskadenförmig gestaffelten Brunnenbecken, die Außenmauern der Tempel und die zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten. Sie sind voll funktionsfähig und gegebenenfalls in den letzten Jahren nach und nach in inkatypischer Bauweise rekonstruiert worden (so sagt es Wikipedia).

Anstrengend ist, dass sich gefühlt tausende Touristen tummeln und man Fotografierzeiten vom Personal zugewiesen bekommt. Ich frage mich immer, ob die Inkas das wohl so schön fänden... Flora im Übrigen hat (fast) nur Augen für die auf den Terrassen weidenden Lamas und ist ziemlich sauer, dass man die nicht streicheln kann.

Unser im Paketpreis inbegriffener Führer schwärmt von den Inkas. Menschenopfer hat es seiner Meinung nach nicht gegeben. Die vereinnahmten Völker hätten lediglich 3 Monate im Jahr Frohnarbeit leisten müssen. Die Inkas waren ein tolles Volk. Anders liest man in den Büchern: Menschenopfer gab es - so wurde erst vor einigen Jahren eine große Anzahl Kinderleichen gefunden, die geopfert wurden. Die Inkas haben Völker zwangsumgesiedelt, um vorhandene Machtstrukturen zu brechen.

Machu Picchu ist die Attraktion Nr. 1 in Südamerika. Die Fahrt von Cusco hierher kostet über 100 Dollar (Zug), der Eintritt unglaubliche 30 EUR. Es braucht eine Übernachtung in der zu Machu Picchus Füßen liegenden Stadt Aguas Calientes - die uneingeschränkt touristischen Zwecken dient und entsprechend teuer ist.

Nur mal als Preisanhalt für den Rest des Landes: Ein Drei-Gänge-Menü mit Getränk kommt in Peru für 2 EUR daher. Ein Doppelzimmer mit eigenem Bad kostet 10 EUR. Eine Stunde im Bus kostet weit unter 1 EUR.

3 Kommentare:

  1. Das lief bei mir im Juni sehr viel entspannter ab ;).
    Ich hoffe euch geht es gut und dass ihr auch noch bessere Erfahrungen mit Peruanern macht, für mich waren die (meisten)Menschen dort nämlich sehr, sehr freundlich! Bin inzwischen wieder gut in Deutschland angekommen und versuche, mich ohne Kulturschock zu akklimatisieren.

    Liebe Grüße und genießt eure Zeit
    Lars

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    1. vielen lieben Dank. Wir hoffen, du steigst wieder gut ein und pflegst dein Armband!:-) Ahora estamos en Ecuador y disfrutamos el calor

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  2. Hallöchen aus Freiburg!
    Schön zu sehen, dass es Euch gut geht!
    Nachdem wir uns gut in unserem neuen zu Hause eingelebt haben, denken wir schon wieder über neue Reisen nach...hat es einen einmal gepackt...ich würde gerne bei einem Projekt in Südamerika mitmachen, Fabian muss noch ein wenig überzeugt werden....da interviewen wir Euch nächstes Jahr auf unserer Deutschlandtour.
    Jetzt soll erst einmal das 4. Familienmitglied gut ankommen!
    Liebe Grüsse
    Enjoy and have fun !!!

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