Spektakuläre, tiefgrün bewachsene riesige Felsen, weite gewellte
saftig grüne Täler, Pferde, Kühe und riesige Palmen, dazwischen
rauschende glasklare Bäche - das ist die Kaffeezone (Zona Cafetera)
"Karlumbiens".
Wir befinden uns im dörflichen, ungefährlichen Valle de
Cocora - volles Kontrastprogramm zu Cali. Im Winter gibt es halbtags
heiße Sonne und halbtags kalten Regen. Ständig wechselt man zwischen
kurz- und langärmeliger Bekleidung.
Das Dorf beheimatet quietschbunt angestrichene Kolonialhäuser, kleine Ramschläden und schnörkelige Cafés.
Unser
Hostel beheimatet einige Langzeitreisende vom Kontinent, die uns immer
neue Eindrücke alternativer Lebensformen geben. Einer verkauft
selbstgebasteltes Kunsthandwerk, ein anderer trommelt auf Jahrmärkten,
einer bemalt Tische und Schränke und einer verdient sich sein Geld beim
Pokern. Wer etwas kocht oder sich einen Tee oder Kaffee macht, gibt den
anderen was ab. Die ab und an in Hostels vorherrschende kühle
Backpackeratmosphäre gibt es hier nicht.
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Blick auf das Hostel (Bildmitte unten im Tal) |
Flora fühlt
sich sofort wohl hier. Schließlich gibt es hosteleigene Kühe, die ihr
beim Streicheln ein freudiges Jauchzen entlocken, einen Hund, eine Katze
und einen großen Garten zum Austoben.
Nachmittags kommen Kinder aus dem
Dorf zu Besuch, um Nachhilfe im Schreiben von einigen Hostelgästen zu
bekommen. Da wird für alle gekocht und es gibt auch immer was zum
Spielen oder Basteln.
Wir besuchen eine der vielen,
vielen Kaffeefarmen. Die Pflanzen reichen bis zum Bauchnabel - einige
wenige sind mannshoch. Zur Zeit tragen die Zweige grün- bis rotfarbene
Kaffebohnen. Wir schätzen, dass eine Pflanze mindestens 100 Bohnen
bildet. Da es hier faktisch keine Jahreszeiten gibt, kann zweimal
jährlich geerntet werden - im Mai und im November/Dezember. Kaffee nimmt
wie Kakao den Geschmack der ihn umgebenden Pflanzen an. Daher findet
man auf der Plantage Bananen-, Orangen-, Mandarinen-, Avocado- und
Ananaspflanzen, deren Abfallprodukte außerdem gleich als biologischer
Dünger genutzt werden. Die Ananaspflanze lockt zudem Insekten an, die
ansonsten den Kaffee anfressen würden. Die Bananenpalmen speichern
Unmengen von Wasser, das in Trockenzeiten an den Boden und damit an den
Kaffee abgegeben wird.
Die Bohnen werden mittels einer
handbetriebenen Maschine von der ersten Haut befreit. Danach trocknet
man sie ein bis zwei Wochen. Nun kann die zweite Schale weggeblasen
werden. Danach wird der Kaffee geröstet und gemahlen - fertig ist er.
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Aufgiessen des Kaffees im Hotel (Andres) |
Flora
möchte bei der inbegriffenen Kaffeeverkostung unbedingt auch
probiereren. Da der Kaffee sehr stark und schwarz ohne Zucker serviert
wird, sehe ich keine Gefahr, ihr das bittere Getränk zu geben, weil sie
eh nicht viel trinken wird. Aber Flora findet Gefallen und wir müssen
schnell ihren Koffeingenss unterbinden.
Die Gegend ist
wirklich traumhaft. So viel saftiges Grün, so viele Schattierungen, so
schöne grüne Hügel sieht man nicht alle Tage. Ich mache eine Wanderung
durch das Cocora-Tal. Zunächst geht es im Tal entlang eines rauschenden
Baches. Im Wald gibt es 9 verschiedene Kolibris.
Die bunt schillernden winzigen Vögel schwirren zu den vielen roten,
gelben und lila Blüten.
Im Nebelwald geht es steil hinauf. Oben hat man
einen wunderbaren Ausblick über das Tal. Auf der gegenüberliegenden
Talseite dominiert ein riesiger Bergzacken, der fast gänzlich im Nebel
liegt.
Anschließend eine grüne Wiese, auf der verstreut Wachspalmen
stehen. Das sind die zweitgrößten unserer Erde. Bis zu 70 m hoch. Der
Stamm ist aalglatt. Erst in der Krone ganz oben verzweigt sich der Baum
in die typischen Palmenblätter.
Um die Palmen herum grasen Pferde. Die
Wanderung ist so schön, dass ich den Weg hinunterhopse wie ein Kind. 5
Stunden Wanderung sind vergangen wie im Flug und das, obwohl ich wandern
überhaupt nicht mag.
Abends ist Party auf dem Dorfplatz. Wir tanzen mit Flora und dem franzoesischen Hotelchef bis in die Fruehe. Flora tanzt unglaublich gern. Sie steht auch hier im Mittelpunkt des Interesses.
Infos:
Hostel Estrellas sin
Fronteras 36.000 Pesos DZ ohne Bad ohne Wifi, sehr angenehme
Atmosphäre, viele Langzeitreisende, hosteleigene Kühe, schöner Garten,
Hängematte, Schach, Tischtennis, Küche, Campingmöglichkeit (7.000 Pesos)
2 Blöcke unterhalb der Plaza
Caféplantage: Don Elias 40" Fußweg südlich des Dorfes