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Donnerstag, 24. Juli 2014

Pampastour in Rurrenabaque

Rurrenabaque ist ein ruhiges Dschungeldoerfchen am Fluss Beni. Gleich hinter der Siedlung ragen hohe gruene Berge in die Hoehe. Auf dem Strom schwimmen viele Langboote, die Waren aus den Kommunen tief im Dschungel an den Mann bringen wollen.






So gibt es auch den lecker "angemalten Jochen" (Jochi Pintado) zu kaufen. Lebend sieht der so aus: Link zum angemalten Jochen Auf unserem Grill freilich sieht er so aus:


Das Tier sieht aus wie eine rot angemalte Mischung aus Hase und Ratte. Geschmacklich ist es mit Hasenhuhn vergleichbar.

Nach faulen Tagen in den Haengematten ging es frueh mit einem klapprigen Jeep in Richtung Pampas. Die dreistuendige Fahrt durch die heiße tropische Ebene fuehrte ueber eine staubige Dschungelpiste. Leider war der Jeep nicht staubdicht und wir wurden rundherum eingenebelt.


Pierre, ein franzoesischer Mitreisender - und der erste Geliebte von Flora - dichtete die Tuer mit Klopapier ab, dass er anschließend mit Wasser vollspuckte, um den Staub draußen zu halten.


Flora und Pierre: "Mama, weißte - den Pierre hab ich lieb". Als Pierre sich auf einer Haengematte ausruhte, kletterte Flora auf seinen Bauch und beide baumelten im heißen Urwald. Zurueck in Rurrenabaque haben wir Flora gesagt, dass wir mit Pierre essen werden. Ihre Antwort: "Da will ich mein Kleid anziehen."


Die Staubreise endete in Santa Rosa, wo wir in ein Langboot einstiegen. Auf der 2-stuendigen Bootsfahrt konnten wir am Ufer herumlungernde Kaimane (bis zu 3 m), Stoerche, Affen, Wasserschweine, Tucane, Schildkroeten und allerlei anderes Getier begutachten.





Unsere Unterkuft, direkt am Fluss, bestand aus vier Holzhaeusern, die auf Stelzen durch Holzwege verbunden waren. Ueber den Betten hingen große Moskitonetze, unter denen sich Flora sehr wohl gefuehlt hat.




Gleich abends ging es wieder aufs Langboot, bewaffnet mit Taschenlampen. Dort haben wir dann die Kaimane aufgestoebert. Deren Augen leuchten im Taschenlampenlicht orange. Der Bootsfuehrer ist verdammt nahe an die großen Tiere rangefahren – fast haette ihn Doreen erwuergt.
Am naechsten Morgen ging es dann auf Anacondasuche.


Etwas unsicher waren wir schon, als wir am Ufer aussteigen sollten, wo sonst die Kaimane hausen. Dort waren auch genug Spuren von den Reptilien. Der Kaimankot sieht aus wie große Hasenkacke. Gleich etwas weiter im Sumpf haben wir dann auch eine frisch totgebissene Anaconda gefunden.


Dann sind wir eine Stunde vergeblich durch den stinkenden Sumpf gewatet. Doreens Stiefel waren undicht. Die faulende Erdwassermischung, auch als Heilerde bekannt, konnte so gut ihre Füße umspülen - haha - die war sauer. Ansonsten war es sauheiß und es gab, wie auch nicht anders im Sumpf zu erwarten, verdammt viele Moskitos. Flora hat sich mit unseren drei mitreisenden Spanierinnen super verstanden.


Anschließend ging es zum Piranhaangeln. Die 20 bis 30 cm großen silberbuntschillernden Fische beißen wie wild das Huehnerfleisch unserer Angeln ab. Die sind wirklich beisswuetig. Als eine Spanierin eine solch wild wackelnde Beißmaschine rauszieht, erschrickt ihre Freundin so sehr, dass sie im Boot versucht wegzurennen, stolpert, einen Stuhl demoliert und auf Flora faellt. Dem Fuehrer wird es angst und bange, da hier niemand ins Wasser fallen sollte. Wenn man die Fische mal an der Angel gespuert hat, bleibt wirklich die Lust auf Baden aus. Die kleinen Zaehne sind rasiermesserscharf.



Flora ist wie wild auf die Fische und laesst sie nicht aus den Augen. Eigenhaendig bringt sie unseren Fang zum Koch, der sie uns schoen grillt.


Flora ist essenstechnisch sowieso fuer die anderen Teilnehmer ein Hoehepunkt. Sie haut mehr rein als die meisten Erwachsenen.

Am letzten Tag genießen wir den Sonnenaufgang in der Pampa.


Anschließend fahren wir an eine Stelle, wo es Flussdelphine gibt. Etwas unwohl ist es uns schon, als wir in das selbe Wasser steigen, wo es in der Nähe Kaimane und Piranhas gibt. Die Delphine sind vielleicht 2 bis 3 Meter groß und rosa gefaerbt. Es ist ein wirklich seltsames Gefuehl, wenn so ein großer Fisch auf einen zugeschwommen kommt und an einem schnuppert. Die Delphine rauschen neugierig unter uns durch, schnaufen laut Luft aus und springen aus dem Wasser. Flora ist total aus dem Haeusschen. Auch fuer Doreen und mich ist das ein absoluter Hoehepunkt. Die Haut fuehlt sich schoen weich an. Ein Maedel hat sogar das Glueck von einem Delphin durchs Wasser gezogen zu werden. Sie haelt sich dazu an dessen Flosse fest. Flora geniesst das Schwimmen unheimlich. Sie ist kaum aus dem Wasser zu bekommen. Wir freuen uns schon auf die Zeit in der Karibik mit ihr.


Leider ging es dann wieder zurück nach Rurrenabaque.

Dort haben wir uns einen schönen Barabend gegönnt. Ein Deutscher beklagt sich an diesem Abend, dass seine Aufenthaltsgenehmigung überschritten wäre und er nicht wüsste, was nun passiert. Erschrocken schauen wir in unsere Pässe, um unsere Aufenthaltsdauer zu überprüfen. Erleichtert atmen wir auf - alles ok.

Zwei Tage später - früh um sieben: Doreen schreckt aus dem Schlaf "Sascha, wir sind doch blöd - unsere Aufenthaltsdauer ist auch überschritten." Mann, waren wir doof oder besoffen. Tatsächlich 14 Tage drüber. Die Heinis haben uns nur 30 Tage reingestempelt, obwohl uns 90 zustehen. Jetzt wissen wir, dass man das sofort reklamieren muss und man bekommt die vollen 90 Tage reingestempelt - auf was man alles achten muss. Wir müssten nun 90 EUR Strafe zahlen - da Wochenende ist, können wir das normalerweise nicht gleich regeln. Wir finden einen Beamten, der zu uns ins Hostel kommt und für nur 60 EUR die Pässe passend stempelt. Es lebe die Korruption. 

Von hier aus wollen wir nun Richtung Peru durchstarten. Nach La Paz zurück wollen wir auf keinen Fall. Allerdings erscheinen uns die Alternativen durch den Norden Boliviens und ueber eine Schleife durch Brasilien auch nicht als erstrebenswert. Demotiviert stehen wir am Busterminal und ueberlegen, was wir machen sollen. Die Bolivianer machen uns klar, dass eine Rückkehr nach La Paz am sinnvollsten ist. Doreen macht ihren Unmut darueber deutlich klar und sagt, dass sie auf keinen Fall wieder einen Bus betreten wird, der diese "Straße" faehrt. Die Bolivianer hingegen erklaeren, dass es in Richtung La Paz keine Gefahr gaebe, weil man da ja immer auf der Bergseite und nicht auf der Flussseite, also am Abhang, faehrt. Irgendwann erscheint uns beiden das logisch und wir kaufen guten Mutes unsere Tickets und besteigen einen Tag spaeter den Bus. Nur soviel dazu: Erstens hatten wir voellig den vorher einen Tag andauernden Regen und den damit verbundenen Straßenzustand unterschaetzt. Der Bus schaukelt mehrfach so sehr, dass wir dem Kippen naeher sind als einer Weiterfahrt. Zweitens hatten wir nicht bedacht, dass es auf einigen Abschnitten der Verbindung Rurrenabaque - La Paz keine Berg- und Flussseite gibt, weil es gerade so breit ist, dass der Bus gerade so durchkommt. Ob es bei der Hinfahrt auch so viele ausgebrochene Wegstuecke gab, fragen wir uns mehrfach bei dieser Fahrt. Aber wir ueberstehen es und nehmen in La Paz sofort einen Bus nach Copacabana. Zum Uebernachten kann uns in dieser Stadt nichts mehr bringen.

Montag, 21. Juli 2014

Hinab ins Heiße

Das Andenhochland ist schon eine interessante Sache aber jetzt haben wir endgültig den Kanal vom Frieren voll - es geht in den dampfenden Dschungel.

Richting Osten fallen die Anden steil hinab. Beginnend auf der hochandinen eiskalten Kordillere durchquert man mehrere Klimazonen, bis man letztendlich im schwülen Grenzland zwischen Dschungel und Pampa anlandet. Bei meinem letzten Besuch hier musste man noch auf der sogenannten gefährlichsten Straße der Welt hinabreiten. Ende 2006 wurde das gefährlichste Stück durch eine bessere Umgehungsstraße ausgeschnitten. Während mir Straßenverlauf und -qualität klar waren, hatte Doreen nichts Schlimmes im Sinn - sonst hätten wir teuer fliegen müssen.

Die 18-stündige Fahrt kostet 8 EUR pro Erwachsenen. Unserem Bus fehlt die komplette untere Schnauze - kann abgebaut worden sein oder abgefahren. Der Bus wirkt, wie alle, die in unsere Richtung wollen, ramponiert. Große Schrammen und fehlende Teile lassen auf eine spannende Fahrt hoffen. Es scheint, dass die Busse leicht hochbeinig sind um geländetauglicher zu sein.

Der Bus wird unten und oben mit allerlei Waren und Gepäckstücken vollgestopft. Auf dem Dach verzurrt man große Ballen unbekannten Inhalts. Unten wird sogar ein Motorrad eingepfercht. Die Verladung dauert länger als zwei Stunden bis es endlich losgeht. Ich habe von der letzten Nacht starke Rückenschmerzen und hoffe auf halbwegs passable Sitze. Doreens Sitz lässt sich gar nicht mehr nach hinten neigen. Meinen kann man 10 Grad neigen, man muss sich aber stets dagegendrücken, da er sonst laut knallend zurückschnappt. Ich taufe ihn die eiserne Jungfrau. Beinfreiheit gibt es nicht. Hinter uns kotzt eine Jugendliche - die Fahrt beginnt.

Zunächst schrauben wir uns hinauf in die Gipfel der frostigen Anden. Das Hochland ist schön anzusehen.

Danach fahren wir geschlagene drei Stunden mit Motorbremse hinab. Um uns herum wandelt sich die Landschaft von grau über hellgrün bis ins dunkelgrüne Pflanzenparadies.


Nach der ewigen Abfahrt muss der Busfahrer sicher fertig sein. Es ist der gleiche, der auch schon die ganze Zeit den Bus beladen hat. Unten machen wir eine kurze Pause und atmen bereits warme Dschungelluft. Die restlichen 14 Stunden schaukeln und wackeln wir über holperige Dschungelpisten hinein in die schwüle Nacht. Der grüne Dschungel und der Dreckweg erinnern eher an Einsamkeit - wir schlängeln uns allerdings in einer Fahrzeugkolonne durch die Nacht. Ständig muss der Bus anhalten und rückwärtsrangieren, um auf dem schmalen Pfad LKWs vorbei zu lassen. Immer ein spannender Augenblick, da der unbefestigte Weg ab und an an tiefe Abgründe grenzt. Deswegen gilt hier im Gegensatz zu Restbolivien auch Linksverkehr, da der Fahrer talab näher am Abgrund sitzt und so besser einschätzen kann, wie weit er links fahren kann.

Doreens Hinternmuskulatur hat ein gutes Stück Training vor sich, da sie große Angst hat. Auch ich schlucke manchmal, wenn der Bus zu sehr schaukelt - schließlich ist der auf dem Dach stark beladen (und das ist vom Hersteller nicht vorgesehen). Hier macht man kein Auge zu. Flora stört das alles nicht - die schläft wie ein Stein. Ich verschwende keine Gedanken an Rückenschmerzen, die irgendwie über Nacht auf der eiseren Jungfrau weggeschüttelt werden. Ab und an holt sich auch unser Körper seine Schlaffetzen und so kommen wir fertig, aber im Stück in Rurrenabaque an. Interessanterweise gab es keinen Fahrerwechsel.

Übrigens sind wir die Einzigen Touristen im Bus. In Rurrenabaque gibt es viele Traveller - die alle mit dem Flugzeug herfliegen.


Wen es interessiert, der kann sich eine ähnliche Tour hier anschauen: https://sites.google.com/site/aquamarinepandora/home/jota-text-editor/extension

Mittwoch, 9. Juli 2014

Unsere eisige Jungfrau La Paz


Wir haben in Sucre ein paar Ausflüge mit unserer "Nachtwache" gemacht. Teolinda ist vor allem Flora ans Herz gewachsen. Wir konnten sogar einen Abend allein was Trinken gehen, wärend sie auf Flora aufgepasst hat. An unserem letzten Abend wurden wir zum Essen eingeladen als Teolinda uns panierte Hühnchenschnitzel "a la Milanesa" gemacht hat.
Hier sitzen Teolinda und Flora in der Lobby um fernzusehen.



Omar, der Besitzer des Hostels (rechts) und sein Bruder Oskar, der Angestellte

Hier noch zwei Fotos von unserem wunderschönen Zimmer in Sucre im Travelers Guesthouse:



Schließlich ging es für 130 Bolivianos (Ferienzeit) mit TransCopacabana in das 12 Stunden entfernte La Paz. Leider hatte man keine Lust die Heizung anzuschalten, so war es im Bus saukalt.

Wir fahren durch die eisigen Vororte der Hauptstadt. Schachbrettartig gibt es staubige triste Straßenzüge und eintönige Ziegelhäuser. Ich komme mir wie in einem Albtraum vor. Die armseeligen dreckigen mit Graffitti vollgeschmierten Häuser werden nicht geheizt. Die Einwohner ziehen es vor, mit dicken Jacken durch die abfallgefüllten Straßen zu schlendern.
Zentrum von La Paz mit Blick auf den Hausberg
 La Paz gefällt uns überhaupt nicht. Auch wenn das Zentrum durch viele kleine Geschäfte und wenige Parks aufgelockert wird, herrscht hier doch Dreck, Lärm und die Menschenmenge vor. Es stinkt nach Urin und Abgasen. Die Einheimischen pissen einfach an die Häuserwände, wenn sie müssen. Die schick gekleideten Indigenas mit ihren dicken bunten Röcken und melonenförmigen Hüten hocken sich über Gullies, um sich zu entlehren. Wir schlendern über den Hexenmarkt, wo es allerlei Zauberutensililen wie Schlangenfleisch, falsche Geldnoten und Lamaföten zu kaufen gibt. Hier gibt es Wässerchen, um Frauen willenlos und Männer zu Hengsten zu machen. (Es wäre vielleicht hilfreich ab und an etwas bei der Hand zu haben, was Flora willenlos macht.)
Hexenmarkt La Paz (beachte Lamaföten vorn rechts
Wirklich schön ist die Fahrt mit der 30 Cent teuren brandneuen Seilbahn, die entweder versucht, den immensen Höhenunterschied der Stadt (3200 bis 4100 m) auszugleichen oder dem Personenkult um Evo Morales, dem amtierenden Präsidenten, zu fördern. Auf einer Länge von fast 3 Kilometern geht es schwindelerregend hoch hinauf zu El Alto. Man sieht wunderschön die Unmengen kleiner Ziegelhäuser, die wie Moos die Andenhänge besiedeln. In der Ferne drohnt der schneebedeckte Illimani (6400m). Es scheint unwirklich, wenn die Indigenas mit ihren dicken Trachten in der schicken österreichischen Seilbahn sitzen.


Coca: In Bolivien ist der Anbau der Cocapflanze erlaubt. Überall kann man die getrockneten Blätter kaufen, um sie zu kauen oder um Tee daraus zu machen. Man sieht ab und an Menschen mit dicken Backen voller Cocablätter. Der Saft verdrängt Hunger und Durst, spendet Energie und wirkt wunderbar gegen Höhenprobleme.


Wir bleiben nur eine Nacht im gruseligen eiskalten Hostel. Jetzt geht es in den Dschungel - die Fahrt soll eine Überraschung der besonderen Art für Doreen bereithalten.

PS: Es gibt nur in La Paz Geocaches - und wir Blödmänner haben keinen gemacht, da wir nicht dran gedacht haben.