Translate

Dienstag, 19. August 2014

Nazca

Die Geröllwüste empfängt uns mit brütender Hitze. In der Gegend regnet es weniger als eine Stunde im Jahr. Uns stört das nicht. Wir sind froh, endlich mal nicht mehr ständig lange Sachen anziehen zu müssen. Berühmt geworden ist Nazca allerdings nicht durch mangelnde Niederschläge sondern durch die "Nazca-Linien", auch gerne mal "Scharrbilder" oder Geoglyphen genannt. Wir sind hier, um uns das anzuschauen. Also setzen wir uns in eines der winzigen Flugzeuge, um wenigstens ein paar der auf einer Fläche von 500 km² befindlichen, teilweise bis zu 20 km langen schnurgeraden Linien, Dreiecke, Trapeze und natürlich auch Figuren zu sehen.



Die Figuren sind bis zu mehrere hundert Meter groß und lediglich aus der Luft zu betrachten. Sie wurden wahrscheinlich zwischen 600 und 800 v. Chr. errichtet. Dabei wurde das Gestein der Wüste an den Stellen entfernt, die hell gezeichnet werden sollten. Der darunterliegende helle Sand steht stark im Kontrast zum dunklen Geröll.


Auch hier gehen die Meinungen zum Zweck der Bilder stark auseinander. Man geht davon aus, dass die Nazca-Ebene einst sehr fruchtbar war, aber aufgrund eines Klimawandels nach und nach zur Wüste wurde. Die Nazca waren darüber so verzweifelt, dass sie die riesigen Figuren errichteten, um ihre Götter zu besänftigen und in großen Zeremonien um Wasser zu bitten. Dies würde auch begründen, warum man die Bilder nur aus der Luft sehen kann.



Eine andere Meinung ist, dass die Wüste schon immer trocken war und einbrechende sintflutartige Regenfälle die Siedlungen fortgespült haben. Demzufolge wurden dieser Meinung nach die Götter gebeten, kein Wasser zu schicken. Auch glaubhaft, da im nahegelegenen Tal ein Fluss das Land agrartechnisch brauchbar macht und in der trockenen Ebene mittels begehbarer Brunnen unterirdische Flüsse angezapft wurden. Diese über 2000 Jahre alten Brunnen werden übrigens immer noch genutzt.

Entdeckt wurden die Linien erstmalig 1924 bei einem Überflug. Die Figuren wurden immer aus einem einzig fortlaufenden Strich "gezeichnet". Dies ist vor allem beim 100m großen Affen mit seinem gekringelten Schwanz und beim Kolibri unbegreiflich und unheimlich beeindruckend.
Flora ist sehr aufgeregt vor dem Flug. Ihr Stinki muss unbedingt mit. Schließlich will sie im Flugzeug schlafen. Meine Erklärung, dass das nur ein kurzer Flug wird, um die Bilder im Sand anzusehen, versteht sie nicht. Sie kennt ja nur Langstreckenflüge. Im Flieger selbst ist sie jedoch erst einmal viel zu beschäftigt. Und tatsächlich sehen wir mehrere Figuren wie den Wal, den Astronauten, den Affen, Kolibri, Condor und einiges mehr.


Ich bekomme Gänsehaut angesichts dieser riesigen Bilder. Man fühlt sich richtig verbunden mit den total verzweifelten Nazca auf der Suche und Bitte um Niederschläge. Flora ist total aus dem Häuschen, weil sie die Figuren auch sofort selbst erkennt. So deutlich sind sie aus der Höhe erkennbar. Durch das ständige Kippen und Kreiseln des Fliegers kann wirklich jeder der Passagiere (das sind nur wir und noch eine weitere Travellerin) alles sehen.



Jedoch ist auch der Magen dadurch sehr beschäftigt. Und nach dem letzten Bild schläft Flora doch tatsächlich ein. Sascha und ich sind glücklich, diesen Flug gemacht zu haben - solche riesigen steinalten Zeichnungen zu sehen beeindruckt.
Fasziniert haben die Bilder auch die aus Dresden stammende und in Lima lebende Maria Reiche. Und zwar so sehr, dass sie ihr ganzes Leben der Erforschung und detaillierten Vermessung und Aufzeichnung der Linien widmete. Dank ihrer Arbeit wurden sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Maria Reiche gab mit ihrer Forschung den hier lebenden Peruanern ihren Nationalstolz zurück. Als Erkennung ihrer Leistungen wurde ihr Geburtstag zum Nationalfeiertag erklärt. In der Nähe befindet sich auch ein Museum, das ihr Leben und ihre Arbeit darstellt. Maria Reiche ging davon aus, dass die Linien und Figuren ein riesiger astronomischer Kalender sind, der helfen sollte, die richtige Zeit für die Aussaat zu finden. Ihre Arbeit ist bewundernswert, wenn ihre Theorie auch mehrheitlich widerlegt ist.

Maria Reichepuppe in ihrem Buero nahe Nasca

Zeichnung von Maria Reiche - Vermessung des Affenbildes

unser Eintrag im Gaestebuch vom Reichemuseeum


Für alle die, die das Geld für den Überflug über die Figuren nicht haben, wurde in der Nähe ein Turm errichtet. Allerdings sieht man von hier aus nur die beiden Figuren "Hände" und "Baum". Wir sind froh, darüber geflogen zu sein. Das hat sich auf alle Fälle gelohnt.


Eine interessante Anmerkung noch: Der "Affe" und die "Hände" haben an einer Hand fünf und an der anderen nur vier Finger. Maria Reiche hatte ebenfalls an einer Hand fünf und an der anderen vier Finger...

Manche Graeber der Nasca enthalten sehr gut erhaltenen Leichen. Deren Haare sehen aus wie bei einer lebenden Person. Die Trockenheit hat auch Vorteile - wer es so mag.


Neben Toepfen hat man auch toenerne Figuren gefunden wie diese gerade gebaerende Mutter.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen