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Donnerstag, 28. August 2014

Huacachina

Bis zu 100m hohe Sanddünen gibt es in der Sandwüste bei Ica. Selbiges liegt an der Pazifikküste mittig von Peru. Die Wüste reicht bis zum flimmernden Horizont. Genau wie man sich eine richtige Sandwüste vorstellt. Tagsüber sehr heiß und nachts sehr kalt. Es gibt nur Sand und Sand und Sonne.


Kein Leben ist sichtbar, keine Pflanzen, keine Steine, nur Sand. Ein großer abgesetzter Sandberg schiebt sich tief und einsam in die Stadt Ica hinein.


Mitten in der Wüste gibt es die Oase Huacachina - auch genauso, wie man sich eine Oase vorstellt. Mitten in den gelben Sandbergen eine wassergefüllte Senke, umrahmt von grünen Palmen. Nur die Kamele fehlen.


Zunächst geht es mit Flora die Düne hinauf. Dazu braucht es diesmal wenig Überredung, da die lauffaule Blonde große Lust hat, in dem riesigen Sandkasten zu spielen. Flora ist überglücklich.


Oben angekommen genießt sie nicht die wundervolle Aussicht auf die verschiedenen Hügel sondern beginnt sogleich Sand hin- und herzuschaufeln.

Dabei quakkert sie unverständliche Geschichten und ist straff vertieft. Runterzu rutscht sie den steilen Abhang auf dem Hintern hinunter und gluckst vor Freude.


Am nächsten Tag geht es mit dem nur hier anzutreffenden Dünenauto los. Die von Peruanern zusammengeschweißten Gefährte sehen aus wie ein übergroßer VW Käfer, der lediglich aus Gestängen beseht. Das Gefährt ähnelt eher dem Gerippe eines Autos. So gibt es weder Fenster noch Tür sondern nur Plätze an der Luft.


Wir sitzen neben dem Fahrer vorn. Vor uns der große Motor. Das undichte Kühlsystem erfrischt uns stetig mit Frischwasser, während wir Richtung Düne abbrausen. Die Fahrt ist derart turbulent und schnell, dass es mir vor Angst das Herz rafft. Es geht gefährlich rasant die Düne hinauf bis wir über die Klippe springen, vor uns der gähnende Abrund - 100 m tief - steil wie die Sau - bereits beim Anblick krabbelt es im Bauch und mit weit geöffneten Augen und einem dickem Klumpen Unglauben, dass das jetzt wirklich so stattfinden soll, schießen wir hinab. Unten angekommen, geht es in die Kurve, sodass erneut Adrenalin freigesetzt wird, in der Vermutung, sogleich umzukippen. Doreen schreit aus vollen Lungen und spürbar ernst "Neeeiiiinn" und fleht vergeblich um einen Fahrstil weniger nahe am Wahnsinn. Flora fetzt das Ganze wie verrückt. Ich habe Angst um die Kleine und drücke sie ganz fest an mich. Gurte gibt es zwar, aber die kannst Du gleich vergessen, so wie die gebaut sind.


Endlich kommen wir mitten in der Wüste zum Stehen. Mit Surfbrettern laufen wir zum Abgrund. Sitzend pfeife ich die Düne hinunter, Flora fest zwischen die Schenkel gepresst. Der Wind stürmt um die Ohren und ich bremse so fest ich nur kann. Unten angekommen spuckt Flora Sand. Die Maus hat vor lauter Anspannung den Mund offengehalten. Ihr ganzes Gesicht ist voller Sand.


Da kommt auch schon Doreen runtergeschlittert. Bäuchlings liegt sie auf dem Brett. Alle vier Extremitäten tief in den staubenden Sand gedrückt, kommt sie auf uns zu wie ein Käfer, der sich mit allen Füßen wehrt, einen Hügel hinabzurutschen.


Flora will diemal allein rutschen und der Führer hat was dagegen. Es wäre zu gefährlich. Ich kann ihn aber überreden, sie allein zu lassen- schließlich haben wir geübt. Alle sind erstaunt, wie die Kleine allein die große Düne auf dem Hintern hinunterrutscht.


Anfänglich habe auch ich stark die Backenbremse gezogen. Aufs Ende hin habe ich die Fahrt mehr genossen :-)


Dienstag, 19. August 2014

Nazca

Die Geröllwüste empfängt uns mit brütender Hitze. In der Gegend regnet es weniger als eine Stunde im Jahr. Uns stört das nicht. Wir sind froh, endlich mal nicht mehr ständig lange Sachen anziehen zu müssen. Berühmt geworden ist Nazca allerdings nicht durch mangelnde Niederschläge sondern durch die "Nazca-Linien", auch gerne mal "Scharrbilder" oder Geoglyphen genannt. Wir sind hier, um uns das anzuschauen. Also setzen wir uns in eines der winzigen Flugzeuge, um wenigstens ein paar der auf einer Fläche von 500 km² befindlichen, teilweise bis zu 20 km langen schnurgeraden Linien, Dreiecke, Trapeze und natürlich auch Figuren zu sehen.



Die Figuren sind bis zu mehrere hundert Meter groß und lediglich aus der Luft zu betrachten. Sie wurden wahrscheinlich zwischen 600 und 800 v. Chr. errichtet. Dabei wurde das Gestein der Wüste an den Stellen entfernt, die hell gezeichnet werden sollten. Der darunterliegende helle Sand steht stark im Kontrast zum dunklen Geröll.


Auch hier gehen die Meinungen zum Zweck der Bilder stark auseinander. Man geht davon aus, dass die Nazca-Ebene einst sehr fruchtbar war, aber aufgrund eines Klimawandels nach und nach zur Wüste wurde. Die Nazca waren darüber so verzweifelt, dass sie die riesigen Figuren errichteten, um ihre Götter zu besänftigen und in großen Zeremonien um Wasser zu bitten. Dies würde auch begründen, warum man die Bilder nur aus der Luft sehen kann.



Eine andere Meinung ist, dass die Wüste schon immer trocken war und einbrechende sintflutartige Regenfälle die Siedlungen fortgespült haben. Demzufolge wurden dieser Meinung nach die Götter gebeten, kein Wasser zu schicken. Auch glaubhaft, da im nahegelegenen Tal ein Fluss das Land agrartechnisch brauchbar macht und in der trockenen Ebene mittels begehbarer Brunnen unterirdische Flüsse angezapft wurden. Diese über 2000 Jahre alten Brunnen werden übrigens immer noch genutzt.

Entdeckt wurden die Linien erstmalig 1924 bei einem Überflug. Die Figuren wurden immer aus einem einzig fortlaufenden Strich "gezeichnet". Dies ist vor allem beim 100m großen Affen mit seinem gekringelten Schwanz und beim Kolibri unbegreiflich und unheimlich beeindruckend.
Flora ist sehr aufgeregt vor dem Flug. Ihr Stinki muss unbedingt mit. Schließlich will sie im Flugzeug schlafen. Meine Erklärung, dass das nur ein kurzer Flug wird, um die Bilder im Sand anzusehen, versteht sie nicht. Sie kennt ja nur Langstreckenflüge. Im Flieger selbst ist sie jedoch erst einmal viel zu beschäftigt. Und tatsächlich sehen wir mehrere Figuren wie den Wal, den Astronauten, den Affen, Kolibri, Condor und einiges mehr.


Ich bekomme Gänsehaut angesichts dieser riesigen Bilder. Man fühlt sich richtig verbunden mit den total verzweifelten Nazca auf der Suche und Bitte um Niederschläge. Flora ist total aus dem Häuschen, weil sie die Figuren auch sofort selbst erkennt. So deutlich sind sie aus der Höhe erkennbar. Durch das ständige Kippen und Kreiseln des Fliegers kann wirklich jeder der Passagiere (das sind nur wir und noch eine weitere Travellerin) alles sehen.



Jedoch ist auch der Magen dadurch sehr beschäftigt. Und nach dem letzten Bild schläft Flora doch tatsächlich ein. Sascha und ich sind glücklich, diesen Flug gemacht zu haben - solche riesigen steinalten Zeichnungen zu sehen beeindruckt.
Fasziniert haben die Bilder auch die aus Dresden stammende und in Lima lebende Maria Reiche. Und zwar so sehr, dass sie ihr ganzes Leben der Erforschung und detaillierten Vermessung und Aufzeichnung der Linien widmete. Dank ihrer Arbeit wurden sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Maria Reiche gab mit ihrer Forschung den hier lebenden Peruanern ihren Nationalstolz zurück. Als Erkennung ihrer Leistungen wurde ihr Geburtstag zum Nationalfeiertag erklärt. In der Nähe befindet sich auch ein Museum, das ihr Leben und ihre Arbeit darstellt. Maria Reiche ging davon aus, dass die Linien und Figuren ein riesiger astronomischer Kalender sind, der helfen sollte, die richtige Zeit für die Aussaat zu finden. Ihre Arbeit ist bewundernswert, wenn ihre Theorie auch mehrheitlich widerlegt ist.

Maria Reichepuppe in ihrem Buero nahe Nasca

Zeichnung von Maria Reiche - Vermessung des Affenbildes

unser Eintrag im Gaestebuch vom Reichemuseeum


Für alle die, die das Geld für den Überflug über die Figuren nicht haben, wurde in der Nähe ein Turm errichtet. Allerdings sieht man von hier aus nur die beiden Figuren "Hände" und "Baum". Wir sind froh, darüber geflogen zu sein. Das hat sich auf alle Fälle gelohnt.


Eine interessante Anmerkung noch: Der "Affe" und die "Hände" haben an einer Hand fünf und an der anderen nur vier Finger. Maria Reiche hatte ebenfalls an einer Hand fünf und an der anderen vier Finger...

Manche Graeber der Nasca enthalten sehr gut erhaltenen Leichen. Deren Haare sehen aus wie bei einer lebenden Person. Die Trockenheit hat auch Vorteile - wer es so mag.


Neben Toepfen hat man auch toenerne Figuren gefunden wie diese gerade gebaerende Mutter.





Sonntag, 17. August 2014

Colca Canyon

Von Cusco aus geht es weiter nach Arequipa. Diese Stadt konkurriert angeblich mit Cusco darum, die schönste Stadt Perus zu sein. Zweifelsohne gibt es auch hier wieder schöne alte Kolonialbauten und mit "nur" 2335 Metern Höhe ist es hier auch wärmer als in Cusco. Dennoch nutzen wir die Stadt lediglich als Ausgangspunkt für die Weiterfahrt nach Chivay und den Colca Canyon. Dieser ist mit 1200 Metern Tiefe der zweittiefste Canyon der Erde. Geheilt von unserer Machu Picchu-Tour erkunden wir dieses Mal wieder alles auf eigene Faust. Mehrtägige Trekkingtouren fallen mit Flora ja ohnehin aus. Also fahren wir mit dem Bus nach Chivay und werden vor Ort natürlich gleich abgefangen, um den horrenden Parkeintritt von 18 EUR zu bezahlen. Wir suchen allerdings erstmal ein Hostel und wollen nur in die Stadt. Nach einiger Diskussion zahlen wir zunächst nicht. Im Hostel (Hostal Crismar´ s Calle Arequipa 415) bekommen wir einen heißen Tipp, wie wir um den Eintrittspreis herumkommen können. Schließlich wollen wir lediglich mal in die Schlucht hinab sehen und beobachten, wie die Condore hier in der Morgendämmerung aufsteigen und mit ihren riesigen Flügeln (2-3 Meter Spannweite) ihre Kreise drehen. Also fahren wir am nächsten Tag mit dem öffentlichen Bus Richtung Cruz del Condor, wo alle Touristen hingekarrt werden, um die mächtigen Vögel zu bestaunen.

Wir folgen der Anweisung des Hostels und steigen einen Aussichtspunkt vorher aus (Mirador del Conde) und sehen doch tatsächlich wenigstens einen Condor. Flora bestaunt die riesigen meterhohen Kakteen, die hier wachsen und Sascha schält ihr eine Kaktusfrucht.

 Die wachsen aus den hohen Seitenarmen des Kaktus. Die Frucht ist apfelgroß und sehr stachelig. Das Fleisch sieht exakt wie eine Kiwi aus. Unsere Frucht ist noch nicht reif, denn dann müsste das Fleisch weiß sein.





Wir machen hier im Sonnenschein Picknick und genießen die wunderbare Landschaft. Rückzu warten wir einfach an der Straße, bis der nächste Bus uns wieder aufsammelt. Ganz einfach. Und ganz einfach jede Menge gespart. Die Fahrt ist auch dieses Mal wieder atemberaubend. Man kann viele Terrassen sehen, die von den Inkas stammen und von der heimischen Bevölkerung immer noch für die Landwirtschaft genutzt werden.

Der Canyon ist auf jeden Fall eine mehrtätige Wanderung wert, doch das muss warten.


Im Dorf kaufen wir Kartoffeln, die einige Tage in den Fluss gelegt werden und dort Mineralien aufnehmen. Dann trocknet man sie in der Sonne und hat nun furztrockene taubeneigergroße schwarze Kugeln. Die kann man prima lagern. Zum Verzehr lässt man sie 24h im Wasser und bereitet sie dann wie normale Kartoffeln zu.

 Auf dem Dach des Hostels werden Meerschweinchen zum Verzehr gehalten. Das Klima hier ist geprägt durch heiße Tage in der Sonne. Kaum ist diese verschwunden, wird es saukalt. Die Menschen leben in einfachen meist unverputzten Häusern. Geheizt wird nicht. Im Haus ist es immer sehr kalt. Man muss mit Kleidung schlafen, um nicht zu frieren. Die Dame des Hauses empfängt Besuch. Um sich gemütlilch zu unterhalten, gehen beide in ihr Zimmer, das eigentlich nur aus einem Fernseher und zwei Betten besteht. Dort steigt jeder in ein Bett und deckt sich zu, um nicht zu frieren. Dann unterhält man sich liegenderweise. Die Gegend ist durch die Kälte und die Trockenheit keinesfalls ein schöner Ort, um ohne Heizung zu leben. Man hat in den Hütten immer das Gefühlt in einem Keller anstatt imWohnzimmer zu sein. Brr - uns zieht es in wärmere Gefilde.

Flora ist im Busbahnhof die Attraktion. Die Leute machen wieder Fotos und schenken ihr Kleinigkeiten:-)

Samstag, 16. August 2014

Wie komme ich nach Machu Picchu?

Nach langem Hin und Her und einiger Überredungskunst von Simeon und Marcus entscheiden wir uns, Machu Picchu auch einen Besuch abzustatten. Im Land der Touren für alles kann man natürlich auch ein "Paket" in die sagenumwobene Stadt buchen. Da dies allerdings meist Geldschneiderei und niemals individuell ist, wollen wir das Ganze wie echte Backpacker auf eigene Faust machen. Also kauft Sascha nur Bustickets für Hin- und Rückfahrt Cusco - Wasserwerk. Das ist die letztmögliche Ortschaft, die man auf dem Straßenweg erreichen kann. Danach ist man auf eine gute Kondition - 2 bis 3 Stunden Fußmarsch nach Aquas Calientes - oder auf ein prall mit Dollar gefülltes Geldbeutelchen angewiesen - Zugfahrt -.
Als Sascha jedoch am gleichen Tag beim Ticketverkauf nochmals nachfragt, ob auch vor Ort mit dem Kauf der Eintrittskarten alles klar geht, stellt sich heraus, dass es wohl für Selbstorganisatoren wie uns mehrere Tage lang keine Karten gebe. Schließlich haben die Peruaner auch gerade Ferien. Schweren Herzens entschließen wir uns, eine Tour zu buchen. Für Agenturen gibt es nämlich Eintrittskartenkontingente.  Also bringt uns am nächsten Tag der Minibus zum Wasserwerk. Die Fahrt gestaltet sich als interessant, da man schöne heiße Andendörfer mit Aussicht auf die fernen Gletscher durchfährt.


 Den Fußmarsch erledigt Flora hoch oben auf Saschas Schultern. Wir kommen an traumhaftschöner Dschungellandschaft entlang und sind froh, zu geizig für die Zugfahrt gewesen zu sein. Flora lutscht an Kaffeebohnen, die am Wegesrand wachsen während Sascha schwitzt. Wir sind aber nicht die einzigen Sparfüchse. Ganz im Gegenteil. Man hat das Gefühl, dass fast alle zu Fuß unterwegs sind.

 In Aquas Calientes angekommen, flitzen wir sofort in die Ticketzentrale und erfahren, dass es natürlich noch genug Tickets gibt. Wir beobachten die anderen Gruppen und sehen, dass die Guides den Personen in ihren Gruppen jeweils das Geld (aus dem vorher bezahlten Paketpreis) auszahlen, damit sich jeder seine Karte selbst kaufen kann. Das versteht man hier also unter Dienstleistung. Wir machen es also auch so und fordern dann auch unser Geld vom Guide ein. An dieser Stelle will ich euch die Einzelheiten der Tour ersparen. Fakt ist, dass wir froh sind, uns in Spanisch verständigen zu können und dass wir nächstes Mal wieder alles selbst organisieren werden. Das sorgt für mehr Zufriedenheit zum kleineren Preis.
Dennoch sorgt der Anblick von Machu Picchu am nächsten Tag in der Morgendämmerung schon ein bisschen für Gänsehaut.

Es ist unglaublich, was hier von Menschenhand geschaffen wurde. Wen es interessiert, der sollte sich dringend Dokumentationen dazu anschauen. Die alte verlassene Stadt liegt hoch oben auf einem Bergrücken im Dschungel. Die Lage ist ebenso spektakulär wie ungeeignet, um eine Stadt zu bauen. Schwierigkeiten ergaben sich durch die starke Hanglage in beide Richtungen sowie die häufig heftigen Regenfälle. Vor Blicken verborgen liegen im Boden die Hauptarbeiten, sprich ein umfangreiches Kanalsystem in Form einer allumfassenden Sickergrube, die so geschickt gebaut wurde, dass sie nach hunderten von Jahren noch funktioniert. Rings um die Stadt findet man die inkatypischen Terassen, auf denen Mais und Kartoffeln angebaut wurden. Eine Quelle liefert Wasser für 1000 Einwohner. Die Spekulationen über den Sinn dieser Stätte reichen von einem Zufluchtsort der Inkas vor den heranrückenden Spaniern über eine heilige Stätte bis hin zum Feriendomizil des Königs. Von Cusco aus kann man immer noch den von den Inkas benutzten Inka-Trail beschreiten, um hierher zu gelangen. Das Wegesystem ist gepflastert. Dafür braucht man zwischen vier und fünf Tage.

Momentan geht man davon aus, dass man wohl ungefähr fünfzig Jahre benötigt hat, um diesen Ort mitten in den Bergen zu errichten. Zur Info: Die Inkas haben insgesamt nur ca. 100 Jahre geherrscht. Die Stadt wurde jedoch - warum auch immer - nie von den Spaniern entdeckt und konnte damit auch nicht entweiht und zerstört werden. 1911 wurde sie von dem amerikanischen Forscher Hiram Bingham entdeckt. Und seitdem sind ständig Forscher damit beschäftigt, Machu Picchu seine Geheiminisse zu entlocken. Machu Picchu ist übrigens der Name des Berges, auf dessen Rücken die Stadt in 2360 Metern Höhe errichtet wurde.
Sie umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Die meisten Terrassen sind mit ihren in die Mauern eingebauten kleinen Wasserablauföffnungen und etwa 3000 Stufen ebenso bis heute erhalten wie die Kanalverbindung von der außerhalb der Stadtanlage befindlichen Wasserquelle zu den kaskadenförmig gestaffelten Brunnenbecken, die Außenmauern der Tempel und die zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten. Sie sind voll funktionsfähig und gegebenenfalls in den letzten Jahren nach und nach in inkatypischer Bauweise rekonstruiert worden (so sagt es Wikipedia).

Anstrengend ist, dass sich gefühlt tausende Touristen tummeln und man Fotografierzeiten vom Personal zugewiesen bekommt. Ich frage mich immer, ob die Inkas das wohl so schön fänden... Flora im Übrigen hat (fast) nur Augen für die auf den Terrassen weidenden Lamas und ist ziemlich sauer, dass man die nicht streicheln kann.

Unser im Paketpreis inbegriffener Führer schwärmt von den Inkas. Menschenopfer hat es seiner Meinung nach nicht gegeben. Die vereinnahmten Völker hätten lediglich 3 Monate im Jahr Frohnarbeit leisten müssen. Die Inkas waren ein tolles Volk. Anders liest man in den Büchern: Menschenopfer gab es - so wurde erst vor einigen Jahren eine große Anzahl Kinderleichen gefunden, die geopfert wurden. Die Inkas haben Völker zwangsumgesiedelt, um vorhandene Machtstrukturen zu brechen.

Machu Picchu ist die Attraktion Nr. 1 in Südamerika. Die Fahrt von Cusco hierher kostet über 100 Dollar (Zug), der Eintritt unglaubliche 30 EUR. Es braucht eine Übernachtung in der zu Machu Picchus Füßen liegenden Stadt Aguas Calientes - die uneingeschränkt touristischen Zwecken dient und entsprechend teuer ist.

Nur mal als Preisanhalt für den Rest des Landes: Ein Drei-Gänge-Menü mit Getränk kommt in Peru für 2 EUR daher. Ein Doppelzimmer mit eigenem Bad kostet 10 EUR. Eine Stunde im Bus kostet weit unter 1 EUR.

Donnerstag, 7. August 2014

Eine Nacht auf dem Friedhof oder am Nabel der Welt

Cusco, die Hauptstadt des riesigen Inkareiches - Großstadt Perus, der Nabel der Welt.


Wir treffen die zwei Jungs aus Rurrenabaque wieder und schlafen das erste Mal unserer Reise zu viert im Zimmer.


Cuso ist eine schöne Stadt inmitten der Andenkette. Dank der Höhe von über 3.000m ist es nachts sehr kalt. Tagsüber im Sonnenschein herrschen sommerliche Temperaturen. Von den schönen Inkabauten sind leider nur noch die Grundmauern vorhanden, da die Spanier alle Tempel geschliffen haben und katholische Kirchen draufsetzten.

Die Mauern der Inkas bestehen aus riesigen, perfekt aneinandergeschliffenen Steinbrocken. Manche haben bis zu zwölf Ecken. Die Kanten sind schön rund abgeschliffen. Es war bestimmt ein richtig toller Anblick.


Die christlichen Kirchen schmücken die Stadt allerdings auch sehr. Man fühlt sich gerade auf dem Hauptplatz wie in Europa. In einer der grossen Gotteshäuser befindet sich ein grosses Replik des Abendmahles von Da Vinci. Judas jedoch ist hier Franzisco Pizarro (der Spanierchef, der die Inkakultur ausgerottet hat). Jesus und seine Jünger essen hier das lokale Lieblingsgericht - Meerschweinchen (siehe Bild). Auch wir kaufen uns gegrilltes Meerschweinchen. Die Tiere sind hier so gross wie Hasen. Das Vieh kommt mit Algen, Fischeiern, Kartoffeln, Mais und Rindfleisch daher und schmeckt leider sehr fettig.



Das müssen wir erst mal mit lecker frisch gemachtenm Fruchtshake herunterspülen, den die Marktfrauen inmitten ihrer übervoll beladenen Fruchtstände mixen.

Im Schokoladenmuseum stellt Flora ihre erste selbstgemachte Schokolade her. Wir lernen etwas über die Kakaopflanze und rösten die Bohnen.Danach werden sie geschält und mittels eines Mörsers so lange gerieben, bis man eine Paste hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen aus den furztrockenen Kernen eine Paste zu mahlen. Zumal Flora und ich jeweils ein paar Bohnen und einen Mörser bekommen haben. Es ist schon harte Arbeit, zumal Flora nach 20 Sekunden mahlen "fertig" ruft. Ich mahle wie wild und bekomme Blasen an den Händen die ein paar Tage bleiben werden. Floras Paste, die ich gemahlen habe, gewinnt den Gruppenvergleich.


Da bekommt Flora einen Beutel Kakaobohnenhülsen für geschenkt, aus dem man einen leckeren Tee kochen kann. Sie ist total stolz darauf. Die Paste wird mit Chilipulver, Honig und Milch verrührt. Dazu soll jede Gruppe ein selbst gewähltes Lied singen, um dem Trunk eine gute Stimmung zu geben. Wir singen das Lied von der Biene Maja. Eine Freiwillige soll vor kommen. Der Koch erklärt, dass er nun einen typischen Mayatrunk herstellt (schliesslich haben die den Kakao entdeckt). Dazu benötigt er Menschenblut. Für uns alle sei das freiwillig - für die Auserwählte jedoch nicht. Sie brauche keine Angst zu haben, er nehme das Blut aus der Unterseite der Zunge, da habe man kaum Gespür. Die ziert sich natürlich und ich bin froh, nicht da vorne stehen zu müssen. Schliesslich kommt der Chefkoch mit einem Alkoholtupfer und einem Skalpell. Die Frau solle die Zunge rausstrecken, was sie nach einiger Überredung auch macht und er hält das Glas mit dem Kakao darunter. Dann führt er das Skalpell langsam an die Unterseite ihrer Zunge. Mir ist ganz wohl zumute auf meiner Seite des Tisches. Kurz vor der Ader zieht der Koch zurück und meint, er würde das nicht machen, aber die Mayas hätten das ihrem Kakao immer beigefügt. Erleichtert tritt das Mädel zurück. Danach trinken wir den leckeren Mix.

Nach der Showeinlage wird unsere Paste mittels einer Maschine noch feiner gemahlen und auf einer Marmorplatte ausgestrichen. Schliesslich füllen wir die Masse in Plasteförmchen und geben alle möglichen Zutaten wie Smarties, bunte Zuckerperlen, Ingwer, Cocapulver, Salz, Nüsse, Chilipulver, Kaffeebohnen und und und dazu. Ein Riesenspass für Flora.

Die Schoko kommt in den Kühlschrank. Am Folgetag holen wir sie ab. Flora ist total stolz und trabt mit ihrer Schoki von dannen. Gott sei Dank bekommen wir aber was davon ab und es schmeckt wahrhaft aussergewöhnlich gut.

In Cusco trinken wir unseren ersten Pisco Sour, das Nationalgetränk. Lecker - müsst ihr unbedingt mal probieren.

Am Feiertag der Erde, hier Pacha Mama genannt, werfen die Leute Konfetti auf die Straßen und zünden Rauchwerk. Alles Gaben für Mama Erde.

Beim Besuch im Inkamuseeum treffen wir wieder auf die länglich geformten Menschenschädel. Höhergestellte Klassen haben die Schädel ihrer Kinder bis zum Alter von 3 Jahren mit Holzbrettchen so eingebunden, bis der Kopf die ungewöhnliche Form annahm. Scheinbar eine alte Tradition. Solche Schädel findet man wohl überall auf der Welt. Vor dem Museeum verkleidet sich Flora als Inka mit einer grossen bunten Mütze, die die Form eines Eierwärmers hat und einem bunten Poncho.


Im Hostel übernachtet die Gruppe "Horror Show Lima". Die verkleiden sich jeden Tag professionell als Untote, Werwölfe, Teufel, als der Tod oder als Geister mit gruseligen Verletzungen. Flora ist von der Sache ebenso angetan wie abgeneigt. Die Gruppe hat in der Stadt Räume gemietet, die nun als Gespensterbahn genutzt werden. Die Vorstellung ist so grauselig, dass man die Leute von draussen laut schreien hören kann. Nachdem man durchgegangen ist, setzten sich die Leute erstmal auf den Boden, um sich vom Schrecken zu erholen. Manchen japsen nach Luft. Einige rennen während des Durchganges raus - andere bekommen kurz vorm Eintritt kalte Füsse und lassen ihr Eintrittsgeld saussen. Da ich die Schauspieler kenne, ist es für mich relaxt. Jedoch fasst mich die ganze Zeit irgendein Zuschauer oder -in am Rücken an, um menschlichen Kontakt zu haben. Ein Junge nimmt meine Hand und drückt sie die ganze Zeit vor Angst - und das obwohl ihn seine Mutter auch fest in den Armen hält. Was für eine Show. Doreen wird bei Ihrem Durchgang versehentlich voller Kunstblut gespuckt. Flora will auch mit rein, aber das wäre der sichere Gang zum Psychiater.





Eines Tages lassen wir Flora von einem Mädel der Gruppe schminken und zwar als Tiger. Diese Maskerade koennt Ihr auch auf dem Inka-Bild sehen.

Sie tigert nun so durch die Gassen von Cusco bis sie die Schminke stört. Doreen versucht, Flora von der Schminke zu befreien, was ohne Seife aber schlecht geht. Sie verschmiert vielmehr den Tiger dergestalt, dass Flora nun auch wie ein Zombie aussieht.

Die Leute in der Stadt sind aus dem Häusel. Alle schauen Flora nach und wissen nicht was los ist - klar, wer schminkt seine dreijährige schon als Zombie? In der Fussgängerpassage vor dem Horrorhaus verteilt die Gruppe in ihren scheusslichen Kostümen Werbung für die Show. Da Flora aussieht, als gehöre sie dazu, geben sie ihr immer wieder Flyer, die sie mit grosser Freude an die Passanten verteilt, bis sie schliesslich zwei Mädels auftreibt, mit denen sie spielt und tanzt.



Nun gibt es aber auch eine Führung des Nachts durch den lokalen Friedhof. Ich fahre mit der fertig geschminkten Gruppe, also dem Tod, dem Teufel, einem Untoten a al Marylin Manson und einer gefolterten Jungfrau auf den Friedhof.

Vor dem Portal warten schon die Zuschauer. Ich werde rausgelassen, während die Gruppe auf das Friedhofsgelände fährt. Ein Führer erzählt ein paar Schauermärchen und führt uns über den Gottesacker. Dort tauchen dann die Gestalten auf und erschrecken ordentlich unsere Gruppe. In Südamerika beerdigt man nicht mehr traditionell unter der Erde. Vielmehr werden die Leichen in Schächte gesteckt, die wie ein grosser 8 stöckiger Schubladenschrank auf den Friedhof gemauert werden. Die Schächte werden zugemauert und vorn wird ein kleiner Platz freigelassen für Blumen und die Inschrift. Meist ist der Schacht mittels eines abschliessbaren Gitters oder Fensters verschlossen. Es gibt auf dem Friedhof hier vielleicht 6 oder 8 solche Gebäude wobei pro "Schrank" vielleicht 200 Gebeine Platz finden. Die oberen Gräber erreicht man nur mittels einer Leiter. Einige der Gestalten verstecken sich direkt in freien Grabschubladen, aus denen sie hervorkriechen. Die Zombies spucken Blut und ziehen grosse Blutlachen hinter sich her. Da ist ordentlich Bewegung in der Gruppe, wenn so ein Monster neben der Gruppe aus dem Grab kriecht und auf einen zukommt. Der Tod, schwarz gekleidet mit einer riesigen Kapuze, die seine Fratze nur erahnen lässt, hat eine grosse Eisenkette bei sich. Die rasselt ab und an hinter einer dunklen Ecke, dass sogar ich vor Schreck zusammenfahre. Keine Ahnung wie man so eine Show genehmigt bekommt. Ich kann mir das in Deutschland nicht vorstellen und ich glaube nicht, dass die Angehörigen angetan sind.



Rückzu fahre ich mit der lustigen Gruppe im Van und gebe zur Feier des Tages Bier aus, das mit einer abgeschnittenen Hand und einem Gehirn kreuzförmig aufgestellt wird. Die Gruppe feiert bis tief in die Nacht - ich mit. Die jungen Menschen studieren meist Schauspielkunst und sie geniessen die Freiheit der Jugend in der Ferne.


Am Ende des Abends kluppe ich mir den Finger der Hand blutig ein, mit der ich kurz darauf den Fotoapparat aus der Kloschüssel rette. Die folgenden Tage verbringe ich nun mit der Angst mir eine Entzündung eingeholt zu haben. So blöd kann man gar nicht denken. "Haben sie in der Ferne evtl. Kontakt mit Fäkalien?" - Nein, natürlich nicht!

Flora ist am Tag darauf sauer, weil ich, wie sie sagt, ein Abenteuer gemacht habe, ohne sie mitgenommen zu haben. Da bekommt sie ein paar Zuckerrohrstücken zum kauen und darf sich eine andine Trachtenvorstellung anschauen, um milde gestimmt zu werden.


am Tagesende auf dem Busbahnhof