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Mittwoch, 30. April 2014

Moeraki Boulders und Urlaubsalltag imVAN

Wir schauen uns die versteinerten Bäume aus dem Jura in der Curio Bay an. Die hier lebenden, so seltenen Gelbaugenpinguine sehen wir leider nicht. Auf unserem Weg nach Osten besuchen wir drei Wasserfälle, deren Erwähnung nur der Vollständigkeit halber nach dem Doppelpunkt erfolgt: McLean Falls, Matai Falls und Purakaunui Falls


Ja, wir sind gesättigt von den Eindrücken. Es wird schwerer uns zu begeistern!

In Owaka scheint ein Vorgartenbesitzer eine Sammelleidenschaft für Teepötte zu habe, die hier in hundertfacher Ausführung hübsch arrangiert sind. Überhaupt ist uns die so englische Manier des Teetrinkens schon öfter über den Weg gelaufen. So schön und abwechslungsreich die Landschaft Neuseelands auch ist - das Alltagsleben wirkt bieder und ruft Bilder einer britischen Vorstadt hervor. Kein Wunder, dass es dem Empire gelungen ist, so viele junge Männer für die Weltkriege zu rekrutieren. Von Deutschland aus assoziiert man Neuseeland mit Abenteuer und Fernweh. Vor Ort sieht man, oder sagen wir lieber - sehe ich -  zwei Inseln mit einer ausgeprägten britischen Kultur voller Regeln.


Das Laden des Tablets dauert um die drei Tage. Dann haben wir genug Strom, um einen Film anzuschauen. Jedes Mal darf theoretisch jemand anderes den Film auswählen. Flora erinnert uns ungehindert dessen täglich daran, dass sie mit Aussuchen dran ist. Weisen wir sie dann zurecht, dass Mama oder Papa dran sind, versucht sie sofort denjenigen auf ihre Seite zu ziehen, indem sie Filme ihres Geschmackes über den Klee lobt. Eines Abend schauen wir uns einen Weltraumfantasiestreifen an - "Lost in Space". Der Film beginnt seicht als Familienstreifen, entwickelt sich aber zu einer leicht verquickten Zeitreiseerzählung mit tödlichen Monsterspinnen und anderen Ungeheuern. Flora ist erschrocken. Wir verbringen halbe Nächte damit, ihr Fragen über den Film zu beantworten, um den Schreck zu mildern. Wir haben noch "Dogma" auf dem Speicher und hoffen den Film mal ohne Flora anschauen zu können. Bislang ist es uns nicht gelungen. Wir stehen mit Flora früh auf und sie schläft mit uns abends ein. Da bleiben nicht nur Erwachsenenfilme auf der Strecke.

Südlich von Oamaru findet man am Strand mehrere große kugelrunde Felsen, die aussehen wie von Riesenkindern vergessene Murmeln - die Moeraki Boulders. Die steinernen Kugeln ragen bei Flut aus dem Meer während sie bei Ebbe trocken liegen. Deren Durchmesser erstrecken sich von einem halben bis zu über zwei Meter. Die Kugeln werden warscheinlich durch hohen Druck um einen Kern mittels eines Minerals tief unten im Sand gebildet. Im Laufe der Jahrtausende hebt sich der Meeresboden und die Wellen spülen die Murmeln frei. Interessant finde ich, dass die nahezu perfekt kugeligen Gebilde im Inneren eckig aufgebaut sind. Das kann man deutlich an den kaputten aufgebrochenden Exemplaren erkennen.





Während der Autofahrten sitzt Flora meist auf dem Bett und singt Lieder, spielt oder schaut zwischen uns beiden nach vorn raus und beobachtet die Straße. Sie hilft mir bei Ampelkreuzungen. Phasenweise fragt sie bei jedem Lied, das im Radio kommt, nach dessen Namen. Nun lasse ich mir meist einen Namen des Liedes einfallen. Flora ist damit in der Regel nicht einverstanden. Sie sagt dann "Nein. Das Lied heißt..." und dann kommen schöne Liednamen wie: "Blumenwald", "Polizei halt an" oder "Reiflied" (für Reif für die Insel von Peter Cornelius - unserem Urlaubssong).
Flora ist zwar mittels Bauchgurt auf dem Bett festgeschnallt, aber sie darf normalerweise nicht ohne Kindersitz fahren. Ebenfalls ist es verboten, wie sie, auf dem entgegen der Fahrtrichtung gedrehten Sitz zu fahren. Sehen wir Polizei, warnen wir Flora und sie versteckt sich unter der Decke. Einmal geraten wir in eine Polizeikontrolle. Ich unterhalte mich mit dem Beamten und Flora verhält sich mucksmäusschenstill unter der Decke.
Der tägliche abendliche Ablauf sieht vor, dass Doreen das Abendessen vorbereitet, wärend ich versuche, vom Fahren auszuspannen und Flora versucht, von uns Aufmerksamkeit zu bekommen. Eines Abends regnet es. Wir Großen sind abgespannt, während Flora frisch ist. Ich möchte schnell die Plane über das Auto spannen. Ich habe an jeder Ecke der Plane eine lange Schnur angebracht, an der ein Plastebeutel hängt. Die Beutel fülle ich mit Steinen auf. Die schweren Beutel werfe ich dann über nahegelegene Äste und spanne so die Plane. Flora will mitmachen. Ich scheuche sie weg, da ich schnell fertig werden will. Beim ersten Wurf reißt die Schnur - es regnet weiter. Der zweite Wurf geht zu tief. Ich werde nässer und nässer. Beim dritten Wurf fliegt der Beutel schön in Richtung Zweig. Kurz vor dem Zweig stoppt er abrupt und fällt zu Boden. Meine helfende Tochter hat die Schnur festgehalten. Ich scheuche sie weg und mache mich zum nächsten Wurf bereit. Da entdecke ich, wie Flora mit der Angel in den Sachen rumstöbert und sich der Haken sonstwo verhängt. Da reißt mir der Gedultsfaden und ich hebe an: "Fusselig, fusselig ist mein Mund - wie oft habe ich Dir gesagt..." Doreen bekommt sich kaum ein vor Lachen, da erfasst auch mich die Komik der Situation.
Nach dem Essen wäscht Doreen in der Regel ab. Ich putze mit Flora Zähne. Ich ärgere mich meistens über ihre schlampige Art, das zu tun. Ich versuche es mit gutem Zureden und mit Schimpfen. Ich locke mit Trickfilmen und drohe mit Rauswurf (kein gelbzahniger Affe im Auto). Eines Tages beschließe ich, ihr genau zu erklären, wie man sich die Zähne putzt. Auf dem Dreck unseres Autos male ich Gebisse und erkläre genau, wie man vorgeht. Mittels eines gefundenen Tierschädels zeige ich am Modell, wie was geputzt wird. Seitdem verkündet sie täglich ganz stolz, dass sie auch die Kauflächen mit geputzt hat. Viel hat sich jedoch nicht geändert. Zähneputzen heißt bei Flora hauptsächlich Zahnpasta ablutschen. Ich befürchte, dass sie hinter den anderen Kindern im Kindergarten weniger fingerfertig sein wird, wenn wir zurückkommen.
Nach wie vor waschen wir uns in den immer kälter werdenden Flüssen. Wir sind erstaunlich abgehärtet. Es mach uns nichts aus, hineinzusteigen und im kalten Wasser unterzutauchen. Flora wäscht sich ungern im kalten Fluss, aber wenn es einmal soweit ist, ist sie überraschenderweise mutig dabei.
Im Auto zieht sie sich aus und lebt nochmal richtig auf. Während wir draußen noch ein paar Dinge aufräumen, tobt sie wie wild und singt selbst erfundene Lieder. Ich habe zwei schöne Videos davon drehen können. Sind wir dann alle im Auto und liegen im kuscheligen Bett, erzählen wir Geschichten oder spielen Gesellschaftsspiele. Es ist jeden Abend eine sehr schöne Zeit dort im Auto zu reden und zu spielen. Da liegt man so im warmen Bett und ist sich so nahe. Manchmal kommt ein Auto auf den Campingplatz gefahren - dann spitzeln wir heimlich hinter den Vorhängen und beobachten die Leute draußen. Wir kaufen ab und an gebrauchte Kinderbücher bei der Heilsarmee und lesen sie Flora vor. Es ist immer ein Vergnügen Doreen zuzuhören, wie sie sich beim Übersetzen einen abstammelt (und umgedreht natürlich auch).
Während es leicht ist Flora, Buchstaben beizubringen, hat sie Probleme beim Zählen. Ich lege ihr drei Möhren hin und frage Flora, wieviele das sind. "Viele!" sagt sie dann. "Naja, aber Du kannst doch zählen. Versuchs mal." Flora fängt meist mit zwei an zu zählen. Dann frage ich: "Mit welcher Zahl fängt man an?" Dann fängt sie mit Eins an und zählt die zweite Möhre mit "Drei". Ich habe das schon hundertmal mit ihr durchgemacht. Ich habe so oft langsam vorgezählt - Flora fällt es entweder schwer oder sie veräppelt mich. Denn ein andermal zählt sie vollkommen korrekt - meist bei Doreen. Im Laufe der Wochen macht sie tendenziell weniger Fehler.
Ach, da fällt mir eine sehr schöne Sache ein. Flora singt allabendlich mit Doreen "Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu". Mir ist es nicht erlaubt, mitzusingen. Flora singt dabei so schön mit, dass es einem richtig im Herzen rührt. Ich habe es leider bislang nicht geschafft, diesen Gesang aufzunehmen.

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