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Dienstag, 27. Mai 2014

DieWasserfaelle von Iguazu (Argentinien) und Drei-Laender-Reise in fuenf Stunden

Von Buenos Aires aus geht es nach Iguazu - eine 20 stuendige Busfahrt.

Da Sascha dieWasserfaelle 2006 bereits zweimal gesehen hatte, entschieden wir (auch angesichts des stolzen Eintrittspreises von 170 Peso zuzueglich Bustransfer 80 Peso), dass Flora und ich mal wieder einen Maedelsausflug machen und uns das Naturschauspiel alleine anschauen sollten. Nach einer sehr regnerischen Nacht und weiteren Regentropfen am Morgen hatte ich schon gar keine so rechte Lust mehr dazu. Mein Bedarf an Regen ist nach der langen Regenperiode in Christchurch fuer dieses Jahr naemlich deutlich gedeckt. Nach einiger Ueberredungskunst von Sascha packte ich jedoch Flora und mich in unsere Regensachen, liess uns von Sascha noch zum Busterminal bringen und los ging die 20-minuetige Fahrt. Die Wasserfaelle sind in einem wunderbar grosszuegigen Nationalpark. Als erstes stiegen wir in die "Parkeisenbahn" und fuhren bis zum vermutlich beliebtesten Aussichtspunkt, dem Garganta del Diablo. Nach einer kuerzeren Wanderung ueber einen als Bruecke ueber einen tosenden Fluss angelegten Weg bot sich uns ein atemberaubender Anblick! Gigantische Wassermassen stuerzen ueber mehrere Faelle in die Tiefe. Das Brausen und Donnern kann man schwer beschreiben. Wenn man dort steht, kommt das einem irgendwie voellig surreal vor. Die Faelle sind zum Greifen nah und irgendwie scheinen sie doch nicht zu dieser Welt zu gehoeren. Laut Reisefuehrer ist aufgrund der derzeitigen Regenzeit die beste Zeit, um die Wasserfaelle zu besuchen. Scheinbar kommen aber dennoch wenige Touristen im Moment hier her. Es ist relativ kalt und, naja, eben regnerisch. Nach der Rueckfahrt mit der Bahn schauten wir uns noch mehrere weitere Wasserfaelle an. Und mit jedem Mal war ich mehr beeindruckt von der Schoenheit dieser Natur und von der Gewalt, die von den Wassermassen ausgeht. Flora war uebrigens nicht so begeistert wie ich. Sie musste die Regenkleidung anderer Kinder bewundern oder staendig nachfragen, wann wir denn endlich im "Museum", dem Visitor-Centre sind. Ausserdem hatte sie Stress, dass die Affen ihre Kekse im Rucksack entdecken koennten. Ein eindeutiges Warnschild zeigte mittels Foto an, welch Verletzungen einem drohen, wenn man sein Essen versucht zu verteidigen... Sehr unschoen, kann ich da nur sagen. Wir sahen uebrigens auch den Aussichtspunkt auf der brasilianischen Seite, den wir morgen besuchen werden. Sascha kommt dann mit. Das hat mehrere Gruende. Er will natuerlich die Faelle auch gerne mal in der Regenzeit sehen. Ausserdem weiss ich nicht so genau, ob man mich alleine mit Flora aus-/einreisen laesst. Schliesslich hat unser Kind nicht meinen Nachnamen und ich weiss nicht, wie genau man das hier bei der Kontrolle nimmt. Und dann versuchen wir, unser "Geldproblem" durch brasilianische Real ein wenig zu mindern.

Und falls euch interessiert, was Sascha mit seiner Freizeit heute angestellt hat, dann bitte weiterlesen:-)

Ich bin mit dem Bus nach Paraguay gefahren. Die Grenzstadt Ciudad del Este ist eine grosse haessliche Stadt voller Geschaefte mit aggresiv werbenden Haendlern. Dort gelang es mir 200 US Dollar Geld abzuheben. Mehr Tageslimit hat man nicht. Dann hab ich noch in zig Wechselstuben vergeblich versucht unsere Neuseelaendischen Dollar zu tauschen. Dann bin ich nach Brasilien gefahren. Ich hab den Busfahrer gebeten an der Grenze anzuhalten um einen Einreisestempel zu erhalten. Das vergessen die hier gerne und dann hat man bei der Ausreise den Salat. Als ich den Stempel hatte war der Arsch weitergefahren. Nun befand ich mich allein an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien. Ich bin dann nach Brasilien gelaufen und hab mich in dem portugisischsprachigem Land mit meinem Spanisch durchkaempfen muessen. Geld haben die Automaten nicht rausgerueckt, also hatte ich auch keine Reais (brasilianische Waehrung). Schliesslich konnte mir ein Penner mit Haenden und Fuessen erklaeren wo der Bus nach Argentinien abfaehrt. Endlich im Bus ging es wieder mit dem Ausreisestempel los. Den hab ich mir geholt und der Bus war wieder weg. Diesmal konnte ich aber wieder mit Spanisch punkten und hab den naechsten Bus zur argentinischen Einreise geschnappt. Platt, mit 200 "harten" Dollar in der Tasche kam ich schliesslich im Hotel an.

Einen Tag spaeter haben wir die Wasserfaelle von brasilianischer Seite aus besucht. Kurz ein paar Fakten. Ueber eine Laenge von 2,7 km verteilen sich insgesamt ueber 300 Wasserfaelle. Dabei faellt das Wasser ueber zwei eng aneinanderliegende Plateaus mit Hoehen von 80 und 60 Meter. 7000 Kubikmeter gehen in der Sekunde durch. Angenommen unsere Talsperren waehren leer. Poehl wuerde innerhalb von 2,5 Stunden voll sein, Eibenstock in 3 Stunden und Malter innerhalb einer halben Stunde. Der groesste Wasserfall ist hufeisenfoermig 700m lang und 150m breit. Man kann ueber der Mitte des Falles dank eines Besucherplateaus stehen und in den reissenden Abwaertssturm schauen.



Donnerstag, 22. Mai 2014

Buenos Aires

Flora und Doreen mit Gepaeck in San Telmo/Buenos Aires

Wir haben das Hostel gewechselt. Nun wohnen wir im HostelInn  (http://hibuenosaires.com/index.php/hi-buenos-aires-home/ DZ ohne privates Bad 19 EUR). Wie es der Zufall so will war ich 2006 hier auch schon mal mit Mischa. Das Leben im Hostel ist interessant. Man kann sich mit so vielen unterschiedlichen Menschen unterhalten. Einer ist aus Ecuador, der will mit einem lokalen Hospital Geschaefte machen. Dann gibt es Sophie, die Bulgarin. Sie hat Freie Kunst in Amerika studiert, spricht neben Bulgarisch auch Englisch, Deutsch und Spanisch. Hier lernt sie 3 Monate Tango. Was sie danach macht ist ihr unklar. Dann gibt es Lina aus Feuerland, die Trainerin von drei Rollerskatemannschaften. Carlos, ein Argentinier, der 6 Jahre in Russland gelebt hat und hier nun wieder versucht Fuss zu fassen. Dann gibt es einen Kolumbianer, der Koch ist. Hier will er eine Art Meister auf seinen Beruf machen. Zwei nette Maedels aus Brasilien scherzen gern mit Flora. Die Chefin hat einen 3-jaehrigen Sohn mit dem Flora spielt. Alle sind sehr freundlich und wir fuehlen uns wohl hier.
das HostelInn in der Humberto Primo

Abendessen auf dem Zimmer waehrend Flora schlaeft

Aufenthaltsraum mit Blick in Kueche

Auf einer Flaeche von 200km2 draengen sich in Buenos Aires 3 Millionen Menschen. Ein krasser Gegensatz zu Neuseeland. Wir geniessen die turbulente Stadt. An jeder Ecke gibt es kleine Laeden mit Suessigkeiten, Zeitungen oder Antiquitaeten. Die Menschen trinken ihren Kaffee oder Mate gern in den vielen Bars und Restaurants und auch wir kehren oft ein, da PreisLeistung hier dufte ist. Abends braten wir meist Rindersteak. Das Kilo kostet zwischen 3,50 EUR und 5,30 EUR. Die Qualitaet ist wirklich herausragend.


812g Rindersteack (Bife americano) fuer 3,558EUR

Mate ist das Nationalgetraenk, rund 7 Kilo werden jaehrlich pro Kopf konsumiert.Getrunken wird aus einer Kalebasse, also einen kleinen ausgehoelten Kuerbis oder einem gleichgearteten Gefaess. Dazu fuellt man das Gefaess komplett mit kleingeschnittenen trockenen Blaettern des Matestrauches, uebergiesst alles mit heissem Wasser und trinkt durch ein Trinkroehrchen. Das Trinkroehrchen heisst Bombilla und ist aus Metall. Ist das Wasser alle, fuellt man einfach neu auf. Wir haben es probiert und es ist extrem bitter. Ich glaube nicht, dass wir nochmal traditionellen Mate trinken.

Flora vor der Casa Rosada auf der Plaza de Mayo

Flora ist auf meinen Schultern eingeschlafen

Flora am Hafen Puerto Madero in Buenos Aires. Die Kraene wurden im VEB Eberswalde hergestellt.

Flora und Doreen an der Waescherei


in der U-Bahn  

Floralis Generica - die riesige Blume schliest ihre Blaetter ueber Nacht (Placa de las Naciones Unidas / Buenos Aires)
Wir besuchen den Friedhof Recoleta (http://de.wikipedia.org/wiki/Friedhof_La_Recoleta). Hier sind die Reichen und Schoenen begraben, unter anderem Eva Peron. Der Friedhof besteht fast ausschliesslich aus Mausoleen. Es ist wie wenn man durch eine Totenstadt geht in der es kleine Haeuser gibt. Man findet recht huebsche Statuen und viele schoene bunte Bleiglasfenster. Manche Mausoleen sind verfallen und man nutzt sie als Ablagekammer. Makaber, da steht der Sarg und drauf lagert man Putzlappen und Aehnliches.






 Eines Tages besuchen wir einen Vergnuegungspark (www.parquedelacosta.com.ar). Hier gibt es fuer 10 EUR jede Menge an Fahrgeschaeften und super Shows. Nicht nur fuer Flora eine tolle Sache. Abends wollen wir wieder mit dem Zug zurueck aber da wird gestreikt. Also warten wir ueber zwei Stunden um mit einem voellig ueberfuellten Bus nach Hause zu fahren.

Parque de la Costa

Flora bedankt sich auf Spanisch wenn sie etwas geschenkt bekommt. Das kommt extrem gut bei den Menschen hier an. Sie versteht wenn man sie nach ihrem Namen fragt. Oefters stellt sie Doreen oder mir die spanische Frage nach unserem Namen. Ihr scheint der Klang des Spanischen zu gefallen. Flora ist wieder sehr anstrengend geworden. Sie fordert extrem ein. Wir koennen uns nicht mit anderen Menschen unterhalten. Flora quatscht dazwischen oder muss auf einmal dringend aufs Klo. Hilft das nicht macht sie Krach oder raeumt Dinge aus - so lange bis einer das Gespraech verlaesst und mit ihr schimpft. Dann hat sie ihre Aufmerksamkeit. Sie kann sich kaum allein beschaeftigen. Ich denke, sie hat ihr Spielzeug satt. Mal sehen ob wir spieletechnisch etwas aufpeppen koennen.
nicht von Raphael

Montag, 12. Mai 2014

Ich komme wieder und werde drei sein.


Zurück in Christchurch. Bei Susette wartet schon Konstanze aus Bautzen mit einer leckeren Lasagne.
Am Flughafen erfahren wir, dass der Flug von Neuseeland nach Chile  5 Stunden Verspätung hat. So schaffen wir  unseren Weiterflug nach Argentinien auf keinen Fall. Wir fliegen 11 Stunden von Neuseeland nach Chile und kommen 5 Stunden vorher an. Verwirrende Zeitreise. Unser 8. Mai hat somit 40 Stunden. Klasse - so verliert man keine Zeit. 
Konstanze, Flora und Susette

Verabschiedung am Flughafen Christchurch

Flora schlaeft im Flugzeug
In Santiago de Chile zahlt die Airline wegen der Verspaetung eine schöne Übernachtung im Sheraton. Ob wir nochmal so luxuriös schlafen, werden wir sehen.

unsere Aussicht auf Santiago de Chile

unsere Aussicht auf Santiago de Chile
Wir ueberfliegen die schneeweißen Anden. Ueber eine Strecke von 500 km ziehen sich Gebirgskette nach Gebirgskette bis hin zum Horizont. Die Tierra Nevada - das Schneeland ist absolut menschenleer. Da unten herrschen bestimmt ganz miserable Ueberlebensbedingungen, aber bei dem Sonnenschein mit einem Kaffee in der Hand ist die Ueberquerung ein optisches Vergnuegen.
die Anden
In Buenos Aires beziehen wir das gleiche Hostel, dass ich schon 2006 ausgewaehlt habe (www.hostelcarlosgardel.com). Haette nicht gedacht, hier 8 Jahre spaeter mit eigener Familie wieder aufzukreuzen.
Buenos Aires
Eines hatten wir nicht geplant. 2006 hat man einfach Geld am Automaten zu einem guten Kurs abgehoben. Das geht jetzt auch, aber zu einem sehr schlechten Kurs von 10 Pesos fuer 1 EUR. Bargeld kann man auf dem Schwarzmarkt zu 14 Pesos fuer einen EUR tauschen. Die Argentinier vertrauen ihrer Waehrung nicht und legen sich lieber Vorraete in auslaendischer Waehrung an. Es herrscht Waehrungsflucht und das findet die Regierung natuerlich nicht gut. Deswegen kann man faktisch keinen Dollar oder EUR im Land bekommen. Bankkonten sind eingefroren. Es gibt einen florierenden Schwarzmarkt, der erstaunlich offen gelebt wird. Den Schwarzmarktkurs (Dollar blue) bekommt man sogar aus der Tageszeitung. In einer belebten Einkaufsstraße rufen Schlepper "Cambio" (Geldwechsel) und schleppen die "Kunden" dann in dunkle Hinterzimmer zum Tausch, die sogenannte "Cueva" - Hoehle. Vor dem Zimmer sitzt eine Petze, die die Polizei draußen haelt - hehe. Es gibt auch Wechselstuben, die offiziell alte Scheine gegen neue tauschen und inoffiziell harte Waehrung gegen arg. Pesos. Sollten wir da mitmachen?

Flora jagt Tauben vor der Casa Rosada
 Tipp: Uns ist das ja schon mal in Venezuela 2009 passiert. Man bekommt schlecht Informationen, ob das zu bereisende Land Waehrungsprobleme hat. Da sowas kurzfristig passieren kann, steht das meist noch nicht im Reisefuehrer. Aber - die Wechselstuben erfahren das schnell und kaufen solche Waehrungen nicht an. Also einfach zur naechsten Wechselstube zuhaus und fragen, ob sie die Waehrung des Wunschlandes ankaufen.

Samstag, 10. Mai 2014

Göttliches

Frisch in Christchurch angekommen faengt es auch schon an zu regnen. Wir hoffen taeglich auf besseres Wetter, aber es regnet über eine Woche. Wir haben eine sorgenvolle Zeit hier, da der Autoverkauf ansteht. Gekauft haben wir es während der Hochsaison für 4200 Dollar. Der erste Händler bietet uns 600 Dollar, genauso das örtliche Auktionshaus. Bei grauem Wetter verteilen wir Handzettel in den Hostels und in Supermärkten, um die Bude loszuwerden.


Flora und Doreen beim Verteilen der Flyer
Jede Nacht fahren wir auf den selben Campingplatz und sehen zu, so schnell wie möglich ins Bett zu kommen, des Regens wegen. Wir versteigern auch über www.trademe.com.nz - ein Ebaypendant. Ab und zu fahren wir zu einem Interessenten, um das Fahrzeug vorzuführen. Das beste Angebot ist 2800 Dollar. Der TÜV ist bei unserem altem Auto (1994) halbjährlich durchzuführen. Das kostet zwischen 35 und 50 Dollar. Wir haben noch zwei Monate TÜV drauf. Wir bieten dem freundlichen Mann an, den TÜV noch zu machen - ein Fehler. Wir bekommen eine umfangreiche Mängelliste mit vermutlich 900 Dollar Reparaturkosten. Außerdem ist ein Sprung in der Windschutzscheibe. Austauschkosten für 400 Dollar stehen an. Wir versuchen den Schaden vergeblich mit einem Reparaturset unsichtbar zu machen.

Doreen baut die Windschutzscheibe
Da die Ausgaben natürlich noch steigen können, wenn die Werkstatt "sich verschätzt hat", versuchen wir, das Auto an jemand anders zu verkaufen. Nach einer weiteren Nacht im Regen lädt uns früh ein altes Kiwipärchen (Kiwi = liebevolle Bezeichnung der Einwohner Neuseelands) zu Tee in ihr Wohnmobil ein (deutsches Fabrikat). Da klopft auch der Ranger an die Tür und verkündet eine bevorstehende Flut auf dem Campingplatz. Wir duschen heiß am Flughafen (kostenlos) und genießen die Abwechslung zum Bad im kalten Fluß. Dann wollen wir das Auto noch einem Interessenten in der Stadt zeigen. Der junge Kerl, ein Israeli, wohnt bei einer Frau, Susette,  in Christchurch, die uns kurzerhand zum Abendessen einlädt. Wir bleiben bei Susette über eine Woche, doch dazu später.

Flora und Suzette machen Feuer
Christchurch wurde 2010 von einem schweren Erdbeben erschüttert, dessen Zentrum 38 km außerhalb der Stadt in einer Tiefe von über 10 km lag.

Webcamaufnahme Christchurch 2010

Hier gibt es zwar jährlich Erdbeben, aber nicht in der Stärke von 7.1.   671 Kilotonnen TNT müssten expodieren, um das zu simulieren. Große Teile der Stadt wurden zerstört, darunter eine uralte Kathedrale. 2014 ist die Stadt zwar kein Trümmerfeld mehr, aber die Lücken sind nicht gefüllt. Viele alte Gebäude stehen halb eingestürzt da oder sind wegen Einsturzgefahr gesperrt. Man kalkuliert mit einer Wiederaufbauzeit von 50 Jahren.

Square Cathedral

zerstörtes Haus am Steilufer bei Redcliff/Christchurch
In Christchurch gibt es ein schönes riesiges Museum, das Canterbury Museum. Ausstellungsinhalte sind die Kultur der Ureinwohner Maori, das alte Ägypten, die Tierwelt Neuseelands, die Antarktis, die Erdgeschichte, etc. Es gibt auch ein Erlebniszentrum für Kinder, das hauptsächlich die Fauna beackert. Insgesamt sind wir 4 Tage im Museum. Am ersten Tag rennt Flora wie verrückt von Exponat zu Exponat. Man kann nichts anständig erklären, schon ist sie weiter. Flora ist nicht zu halten. Doreen und ich sind zu müde, um sie zu diziplinieren. Ich denke, dass es volkommen sinnlos war, herzukommen, da Flora sich nichts merken kann. Abends im Bett erzählt sie aber so viele Dinge, dass ich mich nur wundere, wie ein Mensch in dieser Geschwindigkeit Informationen aufnehmen kann. Eines Tages bin ich mit ihr in der Erlebniswelt und sie flitzt schon wieder hin und her wie ein aufgescheuchtes Huhn. Ich zwinge sie ständig, sich zu konzentrien und am Ende geht Flora mit mir freiwillig alle Schubladen durch und stellt Fragen zu deren Inhalten. Das waren bestimmt 30 Schubladen und wieder wundere ich mich, diesmal über ihre Geduld. Letztlich war es richtig schön ein Museum mit soviel Zeit zu erkunden.

Wir besuchen noch das Antarktismuseum (http://www.iceberg.co.nz). Ein Großteil aller Antarktisexpeditionen starten hier, am Flughafen Christchurch. Dieser Kontinent ist 2,7 Millionen km² grösser als Europa. Man kann einen antarktischen Sturm in der Kältekammer miterleben. Ich stelle mich direkt vor die Maschine, die 40 km/h schnellen Wind simuliert. Anfänglich kann ich im -35° kalten Sturm gar nicht atmen. Der Körper will die kalte Luft gar nicht aufnehmen. Mit normaler Bekleidung würde ich innerhalb einer Minute erfrieren. Flora schaut da lieber von draußen zu.
Dafür fährt sie mit dem Hagglund, einem für schwieriges Gelände konzipierten schwimmfähigen Überschneefahrzeug (Flori, Du kennst es vielleicht als "Husky"). Das Kettenfahrzeug ist ca. 7 m mal 2 m lang und 2 Meter hoch. Wir fahren steile Hänge rauf und runter und durchqueren einen ca. 1 m tiefen Fluss.
Hier sind Basislager und Expeditionszelte nachgebaut. Man kann auch die notwendige Bekleidung ausleihen und anprobieren. Insgesamt verbringen Flora und ich 5 Stunden im Museeum während Mama im Auto schläft und die Freizeit genießt.

Flora im Hagglund

Flora auf dem Schneemobil

Susette

Wir freuen uns über die unverhoffte Essenseinladung und noch mehr über die Möglichkeit, in einem Haus zu schlafen. Susette ist in den 50ern, alleinstehend und stark religiös. Regelmäßig bedankt sie sich bei Gott und erklärt uns Dinge aus der Bibel. Es ist einerseits anstrengend, andererseits ist Susette eine sehr liebe Frau und wir fühlen uns herzlich aufgenommen. Am Ostersonntag besuchen wir ein christliches "Musical", das aufwendig produziert wird. Bereits vor der Halle begrüßen uns zwei Jungs und wir unterhalten uns echt prima mit ihnen. Dann beginnt die Vorstellung und der Showmaster verkündet, man solle die nächsten zwei Minuten nutzen, um neue Leute kennenzulernen. Da kommt einer auf uns zu und wir unterhalten uns kurz und stellen uns vor. Während der Vorstellung rufen einige aus dem Publikum "Ja" und "das stimmt" an manchen Passagen. Da fällt mir auf, dass diese Rufe nur aus der ersten Reihe kommen. In der ersten Reihe stehen auch die Jungs vom Anfang und der Typ von der "Zweiminutenvorstellzeit". Es werden rockige Lieder gesungen mit Inhalten wie "Unser Gott ist der Größte". Es gibt Kaffee und Kuchen und ein Meetingbereich, in dem man neue Leute kennenlernen kann.
Es gibt Betreuung für Kleinkinder und eine extra Show für die Größeren. Wir lassen Flora bei der Kleinkinderbetreuung - sie hat kein Problem, allein da zu bleiben. Als wir nach ihr schauen, weint sie bitterlich, da sie Mami sehr vermisst hat. Wir fühlen uns schlecht.
Viele junge Menschen sind hier. Man bekommt ein Formular, wo man seine Datein eintragen kann. Auf dem Formular ist als Dankeschön eine Schokolade gepint. Alles in allem ist mir die Sache sehr befremdlich. Diese Geschichte hier hat Züge einer Sekte.
Ich weiß nicht so recht, ob wir bei Susette bleiben sollten, aber Flora gefällt es sehr und Susette ist wirklich nett. Wir schauen uns religiöse Filme an und ich unterhalte mich oft mit Doreen über seelische und biblische Belange, da wir sozusagen momentan ein spirutuelles Bad nehmen. Letztlich denke ich, dass es nicht schaden kann, für ein paar Tage einen Einblick in das Leben eines streng gläubigen Menschen zu bekommen und es war eine gute Entscheidung. Ich biete meine Hilfe an und streiche für Susette die Überdachung der Veranda während Flora im Garten spielt und Doreen.....Wäsche wäscht.

Dein ist mein ganzes Herz, gespielt und gesungen von Flora Winkler

Susette nimmt am Headprogramm teil. Die Teilnehmer nehmen Israelis für wenig oder kein Geld auf um, Ihnen den Urlaub oder die Auszeit kostengünstiger zu gestalten. Die Bibel sieht vor, dass die Juden Ihr Land zurückbekommen. Mit der Aufnahme der Israelis will das Headprogramm Israel unterstützen.

Wir haben den VAN für 1900 Dollar an den freundlichen Mann der uns 2800 Dollar geben wollte, guten Gewissens unter Bekanntgabe aller Mängel verkauft.

Wir fahren mit dem Bus in den nahegelegenen Peel Forest. Hier wohnen wir bei Jenny und Steve, einem Pärchen in den 50ern. Beide haben einen kleinen Bauernhof mit Pferden, Schafen, Hühnern und Enten sowie einem Hund. Hier wohnen auch Masha und Zana, eine 27-jährige Frau mit ihrer 3 1/2 jährigen Tochter. Die Familie hat ein Nebengelass mit mehreren Doppelstockbetten für Urlauber, das  "Backpackers". Dort schlafen Hugo, Fabian und Eileen - die deutsche Familie, die wir auf der Nordinsel kennengelernt haben. Wir schlafen im Wohnhaus. Auf dem großen Balkon im zweiten Stock stehen mehrere Außenbetten im Sanatoriumstil. Hier wird ein Pärchen untergebracht, das hier Kurzurlaub macht. Dann gibt es noch Brian, einen 71-jährigen Weltreisenden aus Australien. Brian arbeitet hier halbtags im Garten. Er spricht Farsi, Arabisch, Basa Indonesia, Französisch, Türkisch, Englisch und Hindu. Wir haben ihn mit Südamerika angesteckt und er will nun Spanisch lernen.
Direkt nach der Haustür kommt man in die große Küche. Hier findet sich ein grosser Tisch, der 12 Mann aufnehmen kann. Die Küche ist altbäuerlich eingerichtet. Den ganzen Tag brennt das Feuer im Holzofen, so wie man auch bei uns früher die Öfen in der Küche hatte. Es macht Spaß mit so vielen Menschen zusammen zu essen. Vor dem Essen wird ein lustiges Gebetslied gesungen. Wir fassen uns alle an den Händen an und singen: "Thank you Lord for giving us food, right here where we are - Amen." Dazu wackeln alle mit den Händen auf und ab. Das macht wirklich Spaß. Ich schlage zusammen mit Fabian Pfähle für die Himbeeren und zwei dicke für den Zaun ein, außerdem helfen wir beim Holzmachen und misten den Hühnerstall aus. Ich darf den Traktor fahren und das macht richtig Laune. Ich arbeite sehr gern mit Fabian zusammen, er ist fleißig und nett. Doreen hilft im Haushalt und beim Nüssesammeln, die es hier haufenweise gibt (Wal- und Haselnüsse sowie Maronen). Flora genießt die Zeit hier sehr. Sie reitet mit dem Pony, füttert die Hühner und jagt die Schafe. Die letzte Nacht wollen wir in einem der Außenbetten schlafen, so wie Steve mit seinem 5 Brüdern während seiner Kindheit. Es ist eine extrem stürmische schwüle Nacht. Flora schläft sofort ein. Doreen und ich können wegen des Sturmes nicht schlafen. Wir haben Probleme beim Atmen wenn uns der Wind um die Nase weht. Es ist ganz komisch, im Halbschlaf habe ich wirklich richtig Schwierigkeiten Luft zu hohlen. Ich schwitze regelrecht vor Angst zu ersticken. Das muss eine Kopfsache sein, denn Flora schläft wie ein Stein. Da Doreen auch richtig zu kämpfen hat, entscheiden wir um drei Nachts wieder nach Drinnen zu ziehen. Früh um 6:30 Uhr fahre ich mit Steve, der auch Schulbusfahrer ist, mit dem Schulbus die Kinder aus dem Hinterland zur Schule. Die Landschaft ist der Hammer. Wir fahren auf einer Schotterpiste neben dem riesigen Rakaia Fluss in Richtung der Schnee- und gletscherbedeckten Südalpen. Links und rechts von uns ragen hohe Gebirgszüge in den Himmel. Die Gegend ist nahezu unbewohnt. Inmitten der malerischen Landschaft holen wir zwei Kinder von ihrem wunderschönen Zuhause ab. Nur für die zwei fahren wir eine Stunde durch Niemandsland. Der Vater von Steve war Austin Deans, ein landesweit bekannter Maler. Seine Gemälde sind sehr teuer. Im Haus von Steve hängen an jeder Wand die begehrten Ölmalereien. Ich hänge mal ein abfotographiertes Gemälde vom Altmeister und ein Foto der gemalten Gegend an. Vielleicht kennt jemand von Euch Samuel Butler - ein englischer Schriftsteller, der "Erewhon" geschrieben hat - inspiriert durch ebendiese Gegend (http://de.wikipedia.org/wiki/Erewhon). Abschliessend findet Brian noch einen Regenwurm im Garten, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Der ist vielleicht 30 cm lang und teilweise bis zu 1cm dick - wohl keine Seltenheit hier.
Doreen schneidet Zwiebeln für 12 Mann

beim Nüssesammeln

unser Zimmer

Außenbetten im zweiten Stock

Wohnküche

Wohnküche

Wohnstube mit Gemälden von Austen Deans

Esstisch von Wohnstube aus gesehen - links ist der Zugang zur Veranda


Hühnerstreu

Traktorabenteuer

Haselnussplantage

Jeannies Nähstübchen - das ehemalige Schulhaus
(im Bild Eileen (sonst schlanker - derzeit schwanger))

Zana, Flora, Pony

Hüh, Pferdchen Hühaho

frisch ausgemisteter Hühnerstall

Veranda, mit Flora und Hugo

Zana und Flora beim Schnabbern

Lunch auf der Veranda (orange Brian)

Inferno

Steve und Jenny

Zana und Flora im Wohnzimmer

Zana und Flora beim Schnabbern

Flora umarmt einen Totara (Steineibe 9 Meter Stammdurchmesser)

Steve schiesst ab und an ein Possum für den Hund (Fell hat er leider schon abgerupft)

Abendessen in Wohnküche (neben Doreen Hugo, Fabian und Eileen)

Kaffeepause beim Holzmachen im Eukalyptuswäldchen

Brian soll für Eileens Freunde was Nettes zur Hochzeit sagen. Er meint: "Ich war schon vier mal verheiratet. Nach jeder Trennung waren alle glücklich."

Rakaia in Öl - vergleiche mit
http://www.new-zealand-photos-online.com/canterbury/h2E0E856C#h2e0e856c
der Regenwurm

beim Hühnerfüttern

Brian lernt Zana ein Lied

Für die letzten zwei Tage geht es nun zurück nach Christchurch zu Suzette.