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Montag, 28. April 2014

Lustig bis Pathetisch

Nervös betrachten wir den Spritverbrauch während sich unser Japaner Windung um Windung eine stolze Gebirgskette hinaufkämpft - die Remarkables. Der Höhepunkt des Passes belohnt mit einer wunderschönen Aussicht auf Queenstown - umrahmt von den gewundenen Buchten des Wakatipu Sees. Wildwasserrafting, Bungeejumping und Canyoning, Drachen- oder Gleitschirmfliegen, Skifahren und Mountainbiken ja sogar Klettern fällt mit unserer kleinen Hauptperson aus. Wir nutzen die Stadt für ein anderes Hobby, das eher von Doreen in die Familie gebracht wurde - Wäschewaschen.

Wir fahren einen ganzen Tag durch eine unendlich große platte aber scheinbar fruchtbare Pfanne. Weit in der Ferne sieht man ringsum mächtige Gebirgszüge. Am Tagesende überwinden wir eine weitaus kleinere Gebirgskette und kommen in den Catlins an.

Frühmorgens zwinge ich Doreen zu einer lustigen Wattwanderung an der Toetoes Bucht. Ich will mit Flora ans offene Meer um etwas zu Angeln. Missmutig stapft sie hinter uns Abenteurern her. Während Flora und ich übers Watt abkürzen, macht Doreen brav am Ufer weiter, da es ihr zu matschig ist. Das Wasser wird kräftig vom Matauurafluss in die See gezogen. Die starke Strömung lockt Fische an, die nur auf der Stelle warten müssen bis ihnen das Fressen ins Maul gespült wird. Selbiges nutzt Doreen von weiter Ferne her, klagend über die rauhe See und Sandfliegen. Bei uns ist keine einzige Fliege. Flora spielt glücklich mit Steinen und Treibgut wärend ich angle. Als Doreen uns ereicht fangen sie an, auch uns zu stechen. Doreen möchte weiter und fischlos treten wir den Rückzug an. Binnen einer halben Minute sieht man kaum mehr die Hand vor den Augen. Unser Ziel ist komplett von Nebelschwaden verdeckt. Ich hätte nicht gedacht, dass das so erschreckend schnell geht.


Wir besuchen den Leuchtturm am Waipapa Point, der 1884 nach einem großen Schiffsunglück gebaut wurde. Das Wrack ist bei Ebbe gut sichtbar. Von hier aus musste man hilflos mit ansehen, wie 131 Mann in der rauhen See ertrunken sind.
Der Wind kann hier orkanartige Züge annehmen. Während die raue See ans Steilufer schlägt, wiegen sich lange goldfarbene Gräser an Land. Vereinzelt stehen Kanukabäume. Durch den Wind wachsen sie fast parallel zu Boden. Wie Tinte, die vom Tintenkleks her ins Blatt fließt, gibt es eine unglaubliche Verästelung kleinster Zweige, die dunkelgrüne harte Blätter tragen. Die Krone duckt sich derart über den Boden, dass der Freiraum bis zur Erde wie eine Höhle wirkt. Drinnen spürt man keinen Luftzug mehr. Das Dach ist so dicht, dass man den Himmel nicht mehr erkennt.

Mit Flora beobachte ich noch, wie ein Seelöwe ein paar Touristen vertreibt, die sich kein Zoomobjektiv leisten konnten.

Zwischen dem südlichsten Punkt Neuseelands und dem Feldweg, wo unser Auto steht, liegt eine riesige grüne Weidefläche. Die Wiese endet in der Ferne an der Steilküste zum Südpazifik. Die Sonne scheint warm auf uns herab und es weht ein milder Wind in der goldigen Atmosphäre. Flora rennt lachend in großen geschwungenen Bögen weit vor uns her. Ihr zusehend erinnere ich mich an eine Lesung von Herrmann Hesse, die mich genau dieses Gefühl hat spüren lassen, das ich hier empfinde 

Glück


Für die Beamten unter unseren Lesern hab ich mal den Link herausgesucht ( http://m.youtube.com/watch?v=7rLsb3w8ZaM ).
5140 km bis zum Äquator und 4803 km bis zum Südpol steht auf dem Wegweiser. Nun ziert ihn auch noch der Aufkleber mit unserem Reiselogo (Weltkarte mit Aufschrift Flora Doreen Sascha 2014).


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