Translate

Montag, 21. Juli 2014

Hinab ins Heiße

Das Andenhochland ist schon eine interessante Sache aber jetzt haben wir endgültig den Kanal vom Frieren voll - es geht in den dampfenden Dschungel.

Richting Osten fallen die Anden steil hinab. Beginnend auf der hochandinen eiskalten Kordillere durchquert man mehrere Klimazonen, bis man letztendlich im schwülen Grenzland zwischen Dschungel und Pampa anlandet. Bei meinem letzten Besuch hier musste man noch auf der sogenannten gefährlichsten Straße der Welt hinabreiten. Ende 2006 wurde das gefährlichste Stück durch eine bessere Umgehungsstraße ausgeschnitten. Während mir Straßenverlauf und -qualität klar waren, hatte Doreen nichts Schlimmes im Sinn - sonst hätten wir teuer fliegen müssen.

Die 18-stündige Fahrt kostet 8 EUR pro Erwachsenen. Unserem Bus fehlt die komplette untere Schnauze - kann abgebaut worden sein oder abgefahren. Der Bus wirkt, wie alle, die in unsere Richtung wollen, ramponiert. Große Schrammen und fehlende Teile lassen auf eine spannende Fahrt hoffen. Es scheint, dass die Busse leicht hochbeinig sind um geländetauglicher zu sein.

Der Bus wird unten und oben mit allerlei Waren und Gepäckstücken vollgestopft. Auf dem Dach verzurrt man große Ballen unbekannten Inhalts. Unten wird sogar ein Motorrad eingepfercht. Die Verladung dauert länger als zwei Stunden bis es endlich losgeht. Ich habe von der letzten Nacht starke Rückenschmerzen und hoffe auf halbwegs passable Sitze. Doreens Sitz lässt sich gar nicht mehr nach hinten neigen. Meinen kann man 10 Grad neigen, man muss sich aber stets dagegendrücken, da er sonst laut knallend zurückschnappt. Ich taufe ihn die eiserne Jungfrau. Beinfreiheit gibt es nicht. Hinter uns kotzt eine Jugendliche - die Fahrt beginnt.

Zunächst schrauben wir uns hinauf in die Gipfel der frostigen Anden. Das Hochland ist schön anzusehen.

Danach fahren wir geschlagene drei Stunden mit Motorbremse hinab. Um uns herum wandelt sich die Landschaft von grau über hellgrün bis ins dunkelgrüne Pflanzenparadies.


Nach der ewigen Abfahrt muss der Busfahrer sicher fertig sein. Es ist der gleiche, der auch schon die ganze Zeit den Bus beladen hat. Unten machen wir eine kurze Pause und atmen bereits warme Dschungelluft. Die restlichen 14 Stunden schaukeln und wackeln wir über holperige Dschungelpisten hinein in die schwüle Nacht. Der grüne Dschungel und der Dreckweg erinnern eher an Einsamkeit - wir schlängeln uns allerdings in einer Fahrzeugkolonne durch die Nacht. Ständig muss der Bus anhalten und rückwärtsrangieren, um auf dem schmalen Pfad LKWs vorbei zu lassen. Immer ein spannender Augenblick, da der unbefestigte Weg ab und an an tiefe Abgründe grenzt. Deswegen gilt hier im Gegensatz zu Restbolivien auch Linksverkehr, da der Fahrer talab näher am Abgrund sitzt und so besser einschätzen kann, wie weit er links fahren kann.

Doreens Hinternmuskulatur hat ein gutes Stück Training vor sich, da sie große Angst hat. Auch ich schlucke manchmal, wenn der Bus zu sehr schaukelt - schließlich ist der auf dem Dach stark beladen (und das ist vom Hersteller nicht vorgesehen). Hier macht man kein Auge zu. Flora stört das alles nicht - die schläft wie ein Stein. Ich verschwende keine Gedanken an Rückenschmerzen, die irgendwie über Nacht auf der eiseren Jungfrau weggeschüttelt werden. Ab und an holt sich auch unser Körper seine Schlaffetzen und so kommen wir fertig, aber im Stück in Rurrenabaque an. Interessanterweise gab es keinen Fahrerwechsel.

Übrigens sind wir die Einzigen Touristen im Bus. In Rurrenabaque gibt es viele Traveller - die alle mit dem Flugzeug herfliegen.


Wen es interessiert, der kann sich eine ähnliche Tour hier anschauen: https://sites.google.com/site/aquamarinepandora/home/jota-text-editor/extension

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Lieben 3, du meine Güte, schon bei der Beschreibung der Busfahrt wird mir ganz schwummrig - da nützt auch eine Packung "Reisegold" nix ... Und das Ganze dann nochmal rückwärts - also mehr Abenteuer geht nicht! Auch die Begegnung mit den Piranhas und den Kaimanen, nee ihr lasst auch nichts aus! Aber toll, sowas zu Lesen ;-)) Liebe Grüße von euren Nachbarn

    AntwortenLöschen