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Freitag, 6. Juni 2014

Whats your name das hier?

Nach ermuedenten 24 Stunden Busfahrt  sind wir in Salta (Argentinien) angekommen.

Wir nisten uns in einem niedlichen Hostel ein und geniessen die vielen  kleinen Laedchen der Stadt. Flora geht hier das erste Mal in ein Kino. Sie ist total aus dem Haeusschen  und springt auf und ab vor Freude. Das erweicht die Herzen so sehr, dass sie sogar Popcorn von einer Mutter geschenkt bekommt. Wir schauen Rio 2 fuer 2 EUR pro Person. Der Saal ist so gross wie bei uns. Die Sitze sind ledern, alt aber charmant. Der Boden ist leider schmutzig – ansonsten verbreitet das Kino eine gemuetliche Atmosphaere – wie frueher in der DDR. Ich fuehle mich in meine Kindheit zurueckversetzt. Seit dem Film ist Flora entweder der “Kindervogel” oder der “Giftfrosch”. Dann duerfen wir sie nicht angreifen, da sie ja giftig ist. Wir haben oft die Rolle des” Mama- und Papavogels” inne.

Wir bleiben vier Tage und reisen weiter noerdlich nach Humahuaca. Hier gibt es riesige Kakteen und 7-farbige Berge. Das Klima ist ungewoehnlich. Tagsueber in der Sonne ist es schweineheiss. Nachts dafuer saukalt. Es ist staubtrocken.

zwischen Salta und Bolivien

zwischen Salta und Bolivien


Im Bus Richtung bolivianischer Grenze lernen wir David kennen. Sein Grossvater, ein Auschwitzueberlebender hat in Argentinien seine letzten Jahre verbracht. Seine Tochter heiratet einen Armenier und lebt einige Jahre in Cordoba. Schliesslich verlaesst sie die Familie und den fuenfjaehrigen David.  Er weiss nur dass seine Mutter in Leipzig als Lehrerin gearbeitet hat und nun 74 Jahre alt sein muesste. David begeistert uns fuer sein Dorf und so kommen wir nach Yavi (Argentinien).  Yavi liegt 3.500m ueber Seelevel hinter grossen wellenfoermigen verschiedenfarbigen Felsformationen vor denen Lamas in der weiten Steppe weiden.  Das Klima ist genauso unmenschlich wie Humahuaca. Die 270 Seelengemeinde ist staubtrocken – tagsueber heiss und Nachts sehr kalt. Alle Haeuser sind einstoeckig und aus mit Stroh und Steinen verfuellten Lehmziegeln gebaut. 
Yavi

Yavi - Hauptstrasse
Lehmziegelei
Die Strassen sind staubig und menschenleer. Alles liegt in einem sandfarbenen Ton.  In der Ferne ragen hohe trockene Huegel in den hellblauen Himmel. Die Landschaft wird von verdorrten Gras und stacheligen trockenen tiefgruenen Bueschen beherrscht. Sofern es Baeume gibt sind sie schwarz wie verbrannt und tragen kein einziges Blatt mehr. Darunter befinden sich Trauerweiden und wenn ich an unsere schoene gruene Trauerweide zuhause denke krampft mir das Herz. Es gibt grosse Kakteen (3 m und mehr) und man sieht Ziegen in der Ferne weiden – was auch immer die da fressen – feucht ist das nicht mehr.
David und seine Freundin wohnen in einem einzimmergrossen Adobehaeusschen (Lehmziegel). Im, Zimmer befindet sich eine Matratze, ein Gaskocher und an den Waenden haengen ein paar Kleidungsstuecke. David hat noch ein paar Sachen aus dem ersten Weltkrieg von seinem Opa.
das Alleszimmer
Elektrizitaet gibt es nicht. Ums Haus herum allerdings ein WC. Die beiden laden uns zum Essen ein, das wir im trockenen Garten einnehmen. Es gibt unter anderem getrocknetes Lamafleisch –Jerki genannt, das in ledriger Konsistenz stark salzig schmeckt .

Yerki
Die beiden leben vom Verkauf von Herbalifeprodukten (Nahrungsergaenzungsmittel), die sie ungewoehnlicherweise hier gut absetzen koennen. Flora entdeckt einen ihr unbekannten Gegenstand und fragt die beiden Argentinier mit "Whats your name - das hier?" um was es sich handelt (Whats your name ist Englisch und heisst "Wie heisst Du?"). Da ich eine starke Rachitis habe bittet mich David ins Zimmer und schliesst ab. Ich soll meinen Oberkoerper freimachen und mich auf einen Stuhl setzen. Dann holt er sein einziges Buch raus – Planzenkunde – und blaettert drin herum. Schliesslich reibt er meinen Ruecken mit Piniensalbe ein. Er drueckt dabei so stark auf, dass es mir richtig weh tut und ich hoffe dass er nur den Ruecken behandeln will da meine Brust behaart ist. Vergeblich gehofft. Er schmiert die Paste auf meine Brust und rubbelt mit aller Kraft eine Minute hin und her. Ich hab das Gefuehl von einem Urmenschen depilliert zu werden und schlucke die Schmerzen hinunter. Abschliessend gibt es noch ein paar Herbalifepillen und ich bin entlassen.
Wir nisten uns in einem Hostel ein, ueberrascht, dass es hier sowas ueberhaupt gibt. Nun wohnen wir in einem grossem Zimmer mit eigener Kueche und eigenem Bad. Dank fehlender Heizung halten wir uns hier nur zum Schlafen auf.
unser 3m Bett

unsere Kueche
unsere Unterkunft von Aussen
Gegenueber unseres Haeusschens ist das Haupthaus, ausgestattet mit einem Ofen, einem Kamin mit Grillmoeglichkeit und einer grossen Kueche. Hier leben derzeit Juan und Giralda, ein junges Paerchen aus Salta. 
Giralda, Juan und Haushund von Flora fotografiert
Wir essen immer gemeinsam zu Abend. Da Juan Koch ist, schmeckt es ausgezeichnet. Das Klima macht uns schwer zu schaffen.  Wir sind alle erkaeltet.
der Kamin

der Kamin in guter Erwartung (uebrigens geht in Argentinien niemand unter 500g Fleischgenuss nach Haus)

der Aufenthaltsraum mit unserem Lieblingsobjekt - dem Ofen




Ab und an sieht man einen Einwohner. Die Maenner sind normal bekleidet aber die alten Frauen tragen Huete die wie schmale Melonen aussehen, grosse weite bunte Kleider und dicke Westen. Meist haben sie vergoldete Zaehne. Die Menschen legen in der Regel eine grimmige Miene auf, die nur Flora ab und an durchbrechen kann.

Wir spazieren in Begleitung des Haushundes entlang eines wunderschoenen Tales in der brennenden Sonne. Auf der einen Seite hohe Felsen auf der anderen Seite woelbt sich ein grosser Huegel wurstfoermig in die Ferne. Unten fliesst ein kleiner Fluss. Es ist zwar karg aber wunderschoen hier. 



An einem Wasserfall haengen im Schatten Eiszapfen. Ein paar Meter weiter haelt man es in der Sonne kaum aus. David versucht mit einer Zwille Tauben zu schiessen – leider ohne Erfolg. So karg das alles hier erscheint – so schoen ist es auch wieder. Leider bekommen wir in diesem Klima unsere Erkaeltungen nicht unter Kontrolle und reisen weiter. Es ist sehr schade, da Flora hier frei herumlaufen kann und wir keine Angst um sie haben muessen. Vor allem Juan spielt oft mit ihr und sie scheint sich zuhause zu fuehlen. Ich haette gern meine Faehigkeiten mit der Zwille ausgebaut und die Ruhe genossen. Doreen findet die Gegend depressiv und ist froh dass es weitergeht.
David mit der Zwille

Juan beim Grillen

meine Maedels frisieren mich

Sport

am Grenzuebergang La Quiaca - Villazon (Argentinien - Bolivien)


2 Kommentare:

  1. Hallo ihr Drei,

    immer wieder schön von euch zu lesen und ehrlich gesagt, können wir es kaum erwarten euch wieder hier zu haben-aber dauert noch so lange. Bis dahin schreibt weiter fleißig.

    Viele Grüße, noch zu viertt, René, Ulli, Svenja, Merle

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  2. Also hier gefällt mir alles sehr gut, auch wenn das mit dem Wetter hart klingt würde ich glatt dort gern mal 2 Wochen hin.:-)

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