Nach
ermuedenten 24 Stunden Busfahrt sind wir
in Salta (Argentinien) angekommen.
Wir nisten uns in einem niedlichen Hostel
ein und geniessen die vielen kleinen
Laedchen der Stadt. Flora geht hier das erste Mal in ein Kino. Sie ist total
aus dem Haeusschen und springt auf und
ab vor Freude. Das erweicht die Herzen so sehr, dass sie sogar Popcorn von
einer Mutter geschenkt bekommt. Wir schauen Rio 2 fuer 2 EUR pro Person. Der Saal
ist so gross wie bei uns. Die Sitze sind ledern, alt aber charmant. Der Boden
ist leider schmutzig – ansonsten verbreitet das Kino eine gemuetliche
Atmosphaere – wie frueher in der DDR. Ich fuehle mich in meine Kindheit
zurueckversetzt. Seit dem Film ist Flora entweder der “Kindervogel” oder der “Giftfrosch”.
Dann duerfen wir sie nicht angreifen, da sie ja giftig ist. Wir haben oft die
Rolle des” Mama- und Papavogels” inne.
Wir bleiben
vier Tage und reisen weiter noerdlich nach Humahuaca. Hier gibt es riesige
Kakteen und 7-farbige Berge. Das Klima ist ungewoehnlich. Tagsueber in der
Sonne ist es schweineheiss. Nachts dafuer saukalt. Es ist staubtrocken.
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zwischen Salta und Bolivien |
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zwischen Salta und Bolivien |
Im Bus
Richtung bolivianischer Grenze lernen wir David kennen. Sein Grossvater, ein
Auschwitzueberlebender hat in Argentinien seine letzten Jahre verbracht. Seine
Tochter heiratet einen Armenier und lebt einige Jahre in Cordoba. Schliesslich
verlaesst sie die Familie und den fuenfjaehrigen David. Er weiss nur dass seine Mutter in Leipzig als
Lehrerin gearbeitet hat und nun 74 Jahre alt sein muesste. David begeistert uns
fuer sein Dorf und so kommen wir nach Yavi (Argentinien). Yavi liegt 3.500m ueber Seelevel hinter grossen
wellenfoermigen verschiedenfarbigen Felsformationen vor denen Lamas in der weiten
Steppe weiden. Das Klima ist genauso
unmenschlich wie Humahuaca. Die 270 Seelengemeinde ist staubtrocken – tagsueber
heiss und Nachts sehr kalt. Alle Haeuser sind einstoeckig und aus mit Stroh und
Steinen verfuellten Lehmziegeln gebaut.
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Yavi |
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Yavi - Hauptstrasse |
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Lehmziegelei |
Die Strassen sind staubig und
menschenleer. Alles liegt in einem sandfarbenen Ton. In der Ferne ragen hohe trockene Huegel in den
hellblauen Himmel. Die Landschaft wird von verdorrten Gras und stacheligen trockenen
tiefgruenen Bueschen beherrscht. Sofern es Baeume gibt sind sie schwarz wie
verbrannt und tragen kein einziges Blatt mehr. Darunter befinden sich
Trauerweiden und wenn ich an unsere schoene gruene Trauerweide zuhause denke
krampft mir das Herz. Es gibt grosse Kakteen (3 m und mehr) und man sieht
Ziegen in der Ferne weiden – was auch immer die da fressen – feucht ist das
nicht mehr.
David und
seine Freundin wohnen in einem einzimmergrossen Adobehaeusschen (Lehmziegel).
Im, Zimmer befindet sich eine Matratze, ein Gaskocher und an den Waenden haengen
ein paar Kleidungsstuecke. David hat noch ein paar Sachen aus dem ersten
Weltkrieg von seinem Opa.
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das Alleszimmer |
Elektrizitaet gibt es nicht. Ums Haus herum
allerdings ein WC. Die beiden laden uns zum Essen ein, das wir im trockenen
Garten einnehmen. Es gibt unter anderem getrocknetes Lamafleisch –Jerki genannt,
das in ledriger Konsistenz stark salzig schmeckt .
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Yerki |
Die beiden leben vom Verkauf
von Herbalifeprodukten (Nahrungsergaenzungsmittel), die sie
ungewoehnlicherweise hier gut absetzen koennen. Flora entdeckt einen ihr unbekannten Gegenstand und fragt die beiden Argentinier mit "Whats your name - das hier?" um was es sich handelt (Whats your name ist Englisch und heisst "Wie heisst Du?"). Da ich eine starke Rachitis
habe bittet mich David ins Zimmer und schliesst ab. Ich soll meinen Oberkoerper
freimachen und mich auf einen Stuhl setzen. Dann holt er sein einziges Buch
raus – Planzenkunde – und blaettert drin herum. Schliesslich reibt er meinen
Ruecken mit Piniensalbe ein. Er drueckt dabei so stark auf, dass es mir richtig
weh tut und ich hoffe dass er nur den Ruecken behandeln will da meine Brust
behaart ist. Vergeblich gehofft. Er schmiert die Paste auf meine Brust und
rubbelt mit aller Kraft eine Minute hin und her. Ich hab das Gefuehl von einem
Urmenschen depilliert zu werden und schlucke die Schmerzen hinunter.
Abschliessend gibt es noch ein paar Herbalifepillen und ich bin entlassen.
Wir nisten
uns in einem Hostel ein, ueberrascht, dass es hier sowas ueberhaupt gibt. Nun
wohnen wir in einem grossem Zimmer mit eigener Kueche und eigenem Bad. Dank
fehlender Heizung halten wir uns hier nur zum Schlafen auf.
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unser 3m Bett |
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unsere Kueche |
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unsere Unterkunft von Aussen |
Gegenueber unseres
Haeusschens ist das Haupthaus, ausgestattet mit einem Ofen, einem Kamin mit
Grillmoeglichkeit und einer grossen Kueche. Hier leben derzeit Juan und Giralda,
ein junges Paerchen aus Salta.
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Giralda, Juan und Haushund von Flora fotografiert |
Wir essen immer gemeinsam zu Abend. Da Juan Koch
ist, schmeckt es ausgezeichnet. Das Klima macht uns schwer zu schaffen. Wir sind alle erkaeltet.
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der Kamin |
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der Kamin in guter Erwartung (uebrigens geht in Argentinien niemand unter 500g Fleischgenuss nach Haus) |
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der Aufenthaltsraum mit unserem Lieblingsobjekt - dem Ofen |
Ab und an
sieht man einen Einwohner. Die Maenner sind normal bekleidet aber die alten
Frauen tragen Huete die wie schmale Melonen aussehen, grosse weite bunte
Kleider und dicke Westen. Meist haben sie vergoldete Zaehne. Die Menschen legen
in der Regel eine grimmige Miene auf, die nur Flora ab und an durchbrechen
kann.
Wir
spazieren in Begleitung des Haushundes entlang eines wunderschoenen Tales in
der brennenden Sonne. Auf der einen Seite hohe Felsen auf der anderen Seite
woelbt sich ein grosser Huegel wurstfoermig in die Ferne. Unten fliesst ein
kleiner Fluss. Es ist zwar karg aber wunderschoen hier.
An einem Wasserfall
haengen im Schatten Eiszapfen. Ein paar Meter weiter haelt man es in der Sonne
kaum aus. David versucht mit einer Zwille Tauben zu schiessen – leider ohne
Erfolg. So karg das alles hier erscheint – so schoen ist es auch wieder. Leider
bekommen wir in diesem Klima unsere Erkaeltungen nicht unter Kontrolle und
reisen weiter. Es ist sehr schade, da Flora hier frei herumlaufen kann und wir
keine Angst um sie haben muessen. Vor allem Juan spielt oft mit ihr und sie
scheint sich zuhause zu fuehlen. Ich haette gern meine Faehigkeiten mit der
Zwille ausgebaut und die Ruhe genossen. Doreen findet die Gegend depressiv und
ist froh dass es weitergeht.
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David mit der Zwille |
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Juan beim Grillen |
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meine Maedels frisieren mich |
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Sport |
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am Grenzuebergang La Quiaca - Villazon (Argentinien - Bolivien) |
Hallo ihr Drei,
AntwortenLöschenimmer wieder schön von euch zu lesen und ehrlich gesagt, können wir es kaum erwarten euch wieder hier zu haben-aber dauert noch so lange. Bis dahin schreibt weiter fleißig.
Viele Grüße, noch zu viertt, René, Ulli, Svenja, Merle
Also hier gefällt mir alles sehr gut, auch wenn das mit dem Wetter hart klingt würde ich glatt dort gern mal 2 Wochen hin.:-)
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